Die große Tour durch Kanada

Am 17.Mai bin ich in Vancouver gelandet. Hier, am Pazifik , startete meine Bikepacking-Tour durch Kanada. Am 3. September, nach einhundertundacht Tagen und nach 6538 Kilometern bin ich in Halifax angekommen. Diese Stadt am Atlantik war mein Ziel.

Ich habe ein Land kennengelernt, das in seiner vielfältigen Schönheit einzigartig ist. Das was überall zwischen Pazifik und Atlantik gleich war, ist die Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen.

Danke an alle, die meine Tour verfolgt haben. Ihr ward eine große Unterstützung für mich.

Ein besonderer Dank an diejenigen von Euch , die sich an meiner Kanada-Spendenaktion beteiligt haben. Ich schließe die Aktion noch nicht. Vielleicht gibt es noch weitere Spenden, dem will ich nicht im Wege stehen.

Hier der Link dazu:

https://join.worldbicyclerelief.org/Bewegungsfreiheit/yourownidea1

Wir haben fünfzehn Fahrräder zusammen.

Hervorgehobener Beitrag

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03.09.2023 Halifax. Tag 108 – 6538 Kilometer

Ich bin am Ziel

Heute geht es das letzte Mal in den Sattel. Das passiert mit dem gleichen Gefühl, wie die vielen anderen Tage zuvor auch. Es ist so normal geworden, auf dem Rad zu sitzen und sich aus eigener Kraft von einem Ort zum anderen zu bewegen. Nicht, dass das jetzt so weiter gehen muss. Was ich aber selbst nicht erwartet habe, es hat mich nicht ein einziges Mal Überwindung gekostet, auf das Rad zu steigen.

Das ist heute nicht anders als sonst. Das letzte Stück der Strecke zwischen Pazifik und Atlantik mißt knapp siebzig Kilometer. Die Herausforderung sind aber die Steigungen, die ich heute klettern muss. Das sind wieder sechshundert Höhenmeter. Der mentale Vorteil ist, das Meiste kann ich in einem langen Anstieg abarbeiten.

Zum Greifen nah

Unruhig, wie ich doch war, rollte ich schon kurz nach Sieben vom Hof. Die erste Stunde ging es flach zu. Eine schöne Gelegenheit, sich warm zu fahren. Ich hatte auch Muße, mich mit der Landschaft zu beschäftigen.

Unmittelbar bevor es in die große Steigung ging, taucht neben der Straße ein Schild auf. Die Straße wäre gesperrt. Das habe ich ignoriert. Meistens wird nur am Straßenbelag gearbeitet. Heute ist Sonntag. Da wird keiner auf der Baustelle sein und ich kann mich vorbei schleichen, dachte ich. Nach ein paar hundert Metern sah ich das Drama. Eine Brücke war wohl durch das letzte Unwetter weg gespült worden. Es gab keine Alternativroute außer der Autobahn. Sie scheidet aus. Also holte ich das Gepäck von Rad und trug erst das Rad und dann das Gepäck über das Geröll auf die andere Seite.

Das letzte Dilemma
Das erste Fahrzeug nach dem Loch in der Straße. Kein Postauto. Die sind in Kanada nicht gelb.

Das sollte dann auch die letzte Überraschung meiner Tour sein. Den letzten Teil der Strecke war ich in den Vororten von Halifax unterwegs. Das Navigieren durch das Umland von Großstädten ist immer nervig. Der Verkehr, zumindest hier in Halifax, sieht Fahrräder nicht vor. Ich bin die meiste Zeit auf vierspurigen Straßen unterwegs. Entsprechend bedient war ich. Es gab nichts, was sich gelohnt hätte, zu fotografieren. Industriegebiete, Einkaufszentren, Industriegebiete, Einkaufszentren u.s.w.

Morgen ist Labour Day, ein Feiertag in Kanada. Da habe ich Gelegenheit und Muße mir die Stadt anzuschauen. Bestimmt finde ich auch etwas Ansehnliches.

Das war es jetzt mit meiner langen Reise durch das schöne und so vielfältige Kanada. So etwas macht man, zumal in meinem Alter, kein zweites Mal. Ich muss die Eindrücke auch nicht toppen. Die Erfahrungen mit dem Land und vor allem den Menschen, hätte ich anders auch nie gemacht. Ich bin froh, eine Frau zu haben, die mich immer bestärkt hat. Drei Monate weg von zu Hause, das ist keine Selbstverständlichkeit in einer Beziehung.

Mein Fazit: hast Du einen Traum, setze ihn um, auch wenn es illusorisch oder zu verrückt erscheint. Viele kleine Schritte machen eine Reise aus. Man muss nur den ersten tun, dann wird das Ziel mit jedem weiteren Schritt immer realistischer. Man lernt nicht nur ein fremdes Land, neue Menschen, sondern auch sich selbst besser kennen.

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02.09.2023 Windsor. Tag 107 – 6469 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Für die vergangene Nacht bin ich in einem Biker-Motel abgestiegen. Die älteren Herren waren alle sehr interessiert an meinem Trip. Verpetzt hat mich Lory, die Betreiberin des Motels. Ich würde also nach Strich und Faden ausgefragt. Einige der Biker fahren selbst Fahrrad, einer hat in Deutschland seinen Wehrdienst gemacht. So hat jeder irgendeinen Bezug zu mir. Der Lory mußte ich versprechen, unterwegs einen botanischen Garten zu besuchen. Ein Foto von mir musste noch gemacht werden. Ich musste mich nach dem Frühstück „losreißen“, sonst wäre ich erst mittags auf das Rad gekommen.

Immerhin zweistellig.

Es war wieder sehr frisch und neblig. Ich bin froh mein aggressives Rücklicht zu haben. Es war am Samstag früh nicht viel los auf der Straße, aber ganz geheuer war mir das ohne Licht nicht zumal es keinen Standstreifen gab. Ich war also auf der Fahrbahn unterwegs.

Einsamer Samstag Morgen

Heute habe ich noch einmal einen großen Brocken zu schultern. Es geht über fast einhundertundzwanzig Kilometer nach Windsor. Die erste Hälfte war ohne nennenswerte Steigungen zu bewältigen. Die sechshundert Höhenmeter standen dann alle in der zweiten Hälfte der Etappe zu Debatte.

Die Zweiteilung der Strecke traf auch auf die Umgebung zu. In der ersten Hälfte war noch viel „Landschaft“. Dann reihte sich ein Ort an den anderen. Herausragend war Wolfville. Hier gibt’s ein Arkadische Gemeinde mit eigener Universität. Die Arkadier sind eine französischstämmige Bevölkerungsgruppe, nicht zu verwechseln mit den Quebec-Franzosen. Der Ort wirkte lebendiger und bunter als die anderen.

Noch ist alles schön grün…
Kentville. Eine der Städte auf der Strecke
Wolfville. Schon wohnlicher und lebendiger

Die letzten Hügel zogen sich und ich war froh am Ziel zu sein. Der Ortsname Windsor klingt gewaltig. Das weckt Erwartungen. Leider wurde ich enttäuscht. Die Stadt ist irgendwie schmucklos. Sie liegt an der Mündung des Avon Rivers. Die Gezeiten lassen das Wasser “ bergauf strömen. Das ist dann eine braune Brühe die vom Meer aus bei Flut ins Bett des Flusses fließt. Das sieht ungewöhnlich aus, wenn die Strömung des Flusses sich umkehrt: nicht zu Meer, sondern vom Meer weg.

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01.09.2023 Brigdetown. Tag 106 – 6352 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Ein komfortables Bett und trotzdem eine unruhige Nacht. Die Angelegenheit mit meinem verlorenen Paß hat mich immer wieder beschäftigt. Aber auch unausgeschlafen ist die Strecke von heute zu bewältigen. Es geht nur siebzig Kilometer nach Brigdetown. Das Wetter spielt mit. Die Sonne scheint den ganzen Tag. So richtig warm wird es aber nicht mehr. Ich glaube zwanzig Grad haben wir heute nicht erreicht.

Warum nicht dem Morgen mit einer Steilwand beginnen? Digby im Morgengrauen

Die Strecke führte durch ein Tal Richtung Osten, immer im Annapolis River entlang. Die Strecke ist anspruchsvoll hügelig. Die Anstiege und Abfahrten sind kurz und dafür steil. Darauf muss ich mich erst wieder einstellen.

Es wird immer herbstlicher
Der Wasserstand Annapolis River ist noch durch die Gezeiten bestimmt.
Das noch salzhaltige Wasser macht in den Schwemmgebieten den Boden fruchtbar, habe ich gelesen.

Die Szenerie ist abwechslungsreich. Es gibt weniger große Farmen, dafür mehr kleinere Gartenbetriebe und Obstplantagen. Das Annapolis Valley ist hundert Kilometer lang und anscheinend ein beliebtes Ausflugsgebiet. Dem Aussehen der Häuser (vor allem in Annapolis) nach, auch eine Wohngegend für gut Betuchte.

Die Siedlungen im Tal sind oft malerisch. In jedem Fall aber sehr gepflegt.

In Annapolis habe ich eine deutsche Bäckerei aufgestöbert. Sächsisches Backhandwerk wurde plakatiert. Als ich dann im Laden stand, erlebte ich zwei maulfaule Damen. Ich konnte ihnen noch „aus der Nase ziehen“, daß sie aus Zwickau stammen. Viel Freude mit, und Engagement für ihren Laden war irgendwie nicht zu spüren. Schade! Ich glaube die Deutschen haben bei den Anglo-Kanadier einen Bonus. Darauf könnte man eigentlich aufbauen.

Ein Schweineohr war dann als Test für sächsisches Backhandwerk fällig. Es war leider so fade wie das Personal.

Gegen Mittag rief mich dann das Konsulat in Halifax an. Ich kann am Dienstag kommen. Mein Ersatz-Paß wird in Ort und Stelle ausgefertigt, so dass ich ihn gleich mitnehmen kann. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Es gibt doch noch deutsche Beamte, die nach Lösungen suchen und Initiative zeigen. Anscheinend sind die aus Deutschland geflüchtet. Jetzt kann ich entspannt die letzten zwei Rad-Tage in Angriff nehmen.

Brigdetown , mein Etappenziel, liegt ungefähr in der Mitte des Tals. Es gibt ein paar ansehnliche Läden, die vom Standard abweichen. Das Rathaus suggeriert auch etwas Wohlstand in der Gemeinde.

Brigdetown. Das Rathaus.
„Die Wollige Ecke“ – mal ein Laden mit Phantasie
Ein richtiger Buchladen auf dem Land.
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31.08.2023 Digby. Tag 105 – 6282 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Es hätte alles so einfach sein können. Heute stand nur die Fahrfahrt von Saint John nach Nova Scotia an. Um noch mal richtig Stress in meine Tour zu bringen, habe ich meinen Rucksack verloren. Darin war nur eine wichtige Sache, mein Reisepass. Die Zeit bis zur Abfahrt meiner Fähre wollte ich nutzen, mir noch etwas von Saint John anzuschauen. Ich bin bis zum Lookout Point am Saint John River gekommen. Hier habe ich ein paar Fotos gemacht und dabei meinen Rucksack abgelegt. Ich bin dann weiter gefahren, aber ohne meinen Rucksack. Als ich das nach fünf Minuten bemerkte, fuhr ich gleich zurück. Der Rucksack war weg. Keiner hat ihn gesehen. Alle Bars und Läden in der Nähe waren noch geschlossen. Da konnte also nichts abgegeben werden. Großer Mist!!!

So war mein Vormittag damit gefüllt, dass ich mit der Polizei in Saint John und dem Konsulat in Halifax telefoniert habe. Ich musste Kopien meiner Dokumente aus aus dem Netz herunterladen und einen Passantrag auf dem Handy ausfüllen und alles per Mail versenden.

Die Polizei in Saint John war sehr schnell und hilfsbereit. Innerhalb von einer Stunde und mit zwei Telefonaten war meine Anzeige aufgenommen und ich hatte die Report-Nummer. Die brauche ich, um beim deutschen Konsulat überhaupt etwas anschieben zu können. Die Honorar-Konsulin in Halifax war auch sehr kooperativ. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich bis zum nächsten Donnerstag ein Ersatzdokument für die Ausreise habe.

Als ich an Bord der Fähre war, hatte ich erledigt, was zu erledigen war. Ich habe einen ausgeprägten Hang zu Selbstzerfleischung. Darum dauert es immer, bis ich Abstand von dem habe, was ich nicht mehr ändern kann. Zum Glück habe ich eine Frau die mich dann wieder ins Gleichgewicht bringt. Es hätte auch schlimmer kommen können, sagt sie, und sie hat recht. Im schlimmsten Fall muss ich meinen Rückflug umbuchen, wenn das Ersatzdokument nicht fertig wird.

Bei dem Foto war der Rucksack noch da…das Handy stand davor.

Von Saint John hatte ich den Umständen geschuldet, nicht viel. Es ist eine Industrie- und Hafenstadt. Der IRVING Konzern hat hier seinen Sitz. Das Highlight sind die Stromschnellen des Saint John River bevor er in den Atlantik mündet. Genau bis dahin bin ich auch gekommen.

Die Reversing Falls
Die Irvin Papierfabrik, direkt am Saint John River. Schön ist anders. Es riecht auch nicht gut.

Für Ablenkung hat auch gesorgt, daß ich auf der Fähre ein radfahrendes Paar wiedergesehen habe, dem ich schon einmal in Alberta begegnet bin. Die Bikepacker-Welt ist klein. Die beiden habe Verwandte hier in der Gegend und lassen sich mehr Zeit, in Halifax anzukommen.

Hinter mir New Brunswick. Die schlechte Laune bekomme ich nicht aus dem Gesicht
Vor mir Nova Scotia

Ich übernachte heute in Digby . Das ist der Ort auf Nova Scotia, an dem auch die Fähre anlegt. Es war Ebbe, als wir anlegten und im ersten Moment erinnerte mich die Landschaft an die baskische Küste. Da gibt es auch viele Buchten, die bei Ebbe auf die gleiche Art „leerlaufen“.

Digby bei Ebbe

Morgen steige ich wieder auf das Rad. Dann habe für die letzten drei Tag wieder Wind um die Nase und andere „Sorgen“, die dann mit dem Radfahren zu tun haben.

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30.09.2023 Saint John. Tag 104 Regenpause

Heute hat es den ganzen Tag geregnet. Die Gelegenheit für eine Auszeit. Auch weil ich elf Tage hintereinander auf dem Rad saß, kommt mir eine Pause sehr gelegen. Sie letzte Auszeit hatte ich hinter Montreal. Seit dem bin ich achthundertfünfzig Kilometer gefahren. Ich habe sozusagen Quebec und News Brunswick in einem Rutsch absolviert.

Durchgehend nass

Ich bin heilfroh, daß ich den Tag nicht im Zelt verbringen muss. Es gießt wie aus Kannen. Als der Regen schwächer war, nutzte ich die Gelegenheit mir im Supermarkt etwas zu essen zu holen. Ich finde Zeit für eine Fahrradwartung und kann viel Lesen.

Stundenlanger Wolkenbruch

Ich komme auch dazu, die letzten Etappen für Nova Scotia zu planen. Es geht dort doch bergiger zu, als gedacht. Deshalb werde die Distanz bis Halifax wohl in drei Abschnitte und einen kurzen teilen. Die Zeit dafür reicht aus, denn den Rückflug von Halifax habe ich mit Zeitreserve gebucht. Am 7. September steige ich abends in den Flieger und lande am Tag darauf morgens in Frankfurt. In neun Tagen bin ich wieder zu Hause.

Ich habe mir angesehen, welche Resonanz mein Blog findet. Das hätte ich nicht erwartet: über zweitausend Zugriffe. Die meisten natürlich von Deutschland aus. Die Spannweite aber, reicht von den Philippinen bis nach Nikaragua (liebe Grüße an meine Cousine).

Die Länder, von denen aus auf meinen Blog zugegriffen wurde

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29.06.2023 Saint John. Tag 103  – 6286 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Diese Etappe hat mir schlaflose Nächte bereitet. Heute ist der letzte trockene Tag, bevor wieder ein Regen-Gebiet über meine Region hinweg zieht. Einen Tag warten ist also keine Option. Das größte Problem ist der Gegenwind mit 50 km/h. Dazu kommt noch eine Etappenlänge von fast hundert Kilometern und über sechshundert Höhenmetern. Ich war nicht sicher, ob ich das schaffe. Da der starke Wind erst Nachmittags zuschlägt, war die einzige Möglichkeit, zu versuchen, vor dem Starkwind am Ziel zu sein. Also fuhr ich gleich nach Sonnenaufgang los. Mein Glück war, durch den jetzt schon starken Wind gab es keinen Nebel.

Herbstliche Morgenstimmung kurz nach Sonnenaufgang

Nach fünf Kilometern musste ich feststellen, dass Komoot wieder einmal falsche Angaben macht. Die vorgeschlagene Route verlief zum Anfang über einen zwanzig Kilometer langen Radweg durch ein großes Moor. Als ich in den Weg einbog stand ich auf einer Sandpiste. Nach Hundert Metern drehte ich um und fuhr einen Umweg über eine  zwar auch nicht befestigte, aber zumindest eine gewalzte Straße. Das hat mich noch einmal ein paar Kilometer extra gekostet. Und das alles unter Zeitdruck in Erwartung des starken Windes.

Danke Komoot!
Die Alternative

Als ich dann wieder auf einer richtigen Straße unterwegs war, lag ich zeitlich immer noch gut im Rennen. Das Ganze hat mich aber einen Menge Energie gekostet, die ich für zwei steile Anstiege brauche. Eine dritten hätte es nicht geben dürfen.

Eine schöne alte Scheune

Die Straße hatte ich wieder für mich allein. Es gab kaum Verkehr. Die Landschaft ist wie ein deutsches Mittelgebirge. Es gibt viel Wald und es geht ständig auf und ab.

Wald ohne Ende.
Leere Straße. Das habe ich mir in Ontario oder Manitoba gewünscht.

Gegen Ende der Strecke hatte ich links von mir wieder den Saint John River. Dann. Ging es flacher bis ans Ziel in Saint John. Ich habe mir ein Motel am westlichen Stadtrand genommen, um heute nicht noch durch die relativ große Stadt fahren zu müssen. Und es liegt in der Nähe zum Fähranleger. Übermorgen geht’s dann nach Nova Scotia. Von meinem Motel aus kann ich schon den Atlantik sehen.

Der Saint John River kurz vor der Mündung in den Atlantik
Der Atlantik. Vor hundert Tagen habe ich Fotos vom Pazifik gemacht.

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28.08.2023 Waasis. Tag 102 – 6186 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Frisches Erwachen! Acht Grad und Nebel, so begrüßte mich der Morgen. Zum Glück hatte ich heute nur knapp über siebzig Kilometer auf dem Plan. Ich konnte also einigermaßen gelassen abwarten, bis der Nebel nicht mehr so dicht war. Ich wollte mich bei diesen Sichtverhältnisse nicht auf die Straße wagen.

Gleich ist er weg … der Nebel

Es ging also – wie die letzten Tage auch am Saint John River entlang. Inzwischen hat er eine beachtliche Breite. An manchen Stellen bildet er Seitenarme und wirkt dann wie ein riesiger See. Am schönsten sind die Momente am Morgen, wenn sich der Nebel gerade verzogen hat und die Sonne noch tief steht.

Der Nebel liegt wie eine Decke auf den Fluß
Eine klare Sache…. der Saint John River bei Kingsclear

Im letzten Drittel der Strecke habe ich dann Fredericton, die Hauptstadt von New Brunswick, passiert. Mehr als passieren war es tatsächlich nicht. Die Stadt hat nicht einmal sechzigtausend Einwohner. Da ist man schnell durch. Eine größere Bedeutung für die Provinz hat Saint John, mein Ziel für morgen

Verwaltungsgebäude im britischen Stil sind die architektonischen Highlights

Die Umgebung von Fredericton ist – wie so oft in Kanada – sehr sumpfig. Ich bin froh, daß die Mücken mich trotzdem in Ruhe lassen. Ich kann unbehelligt auf den Radweg vorbei rollen. Die Radwege sind in der Stadt und Umgebung übrigens sehr gut ausgebaut. So habe ich das woanders in Kanada nicht gesehen, vielleicht noch in Vancouver.

Heute habe ich mich in ein Motel gerettet. Kraft tanken für morgen. Das wird vielleicht die schwerste Etappe. Gegenwind, Höhenmeter und Etappenlänge fallen ungünstig zusammen.

Ich nutze die noch vorhandene Sonne, um mein Zelt zu trocknen.
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27.08.2023 Nackavic. Tag 101 – 6108 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute fing der Tag an, wie ein Sonntag anfangen muss. Ich bekam bin meinem Motel sogar Frühstück. Der Tag sollte trocken bleiben und keinen Wind aus der falschen Richtung bringen. Ich hatte am Abend dann fünfundachtzig Kilometer „auf der Uhr“. Das Höhenprofil stellte mir dann einige Herausforderungen. Die Straße, die ich nutze, verläuft direkt neben dem Saint John River. Jeder Zufluss, ob Bach oder Fluss bedeutet steil bergab und auf der anderen Seite genauso steil bergauf. Ganz unten ist dann die Brücke. Vor allem die erste Hälfte war in dieser Beziehung belastend.

Berg und Tal. Wie steil das ist, sieht man leider nicht.
Einer der unschuldigen Zuflüsse

Sonst war die Fahrt entspannt. Es gab noch weniger Verkehr wie gestern, weil heute Sonntag ist. Und weil Sonntag ist, gab’s auch eine Kuchenpause bei Tim Hortons in Woodstock.

Es gibt noch ein Woodstock. Das mit dem berühmten Festival 1969, liegt in US-Bundesstaat New York.
Dauerparker
Hier ist der Saint John schon so breit wie die Elbe
Ein schönes Häuschen am Fluss

Auf der zweiten Hälfte habe ich mich dann verfahren. Aufmerksam gemacht hat mich ein. Streifenwagen der Polizei. Die Straße, die ich aus Versehen genommen habe führt direkt auf die Autobahn. Er erlaubte mir, bis zu nächsten Ausfahrt auf dem Highway zu fahren. In Deutschland nicht vorstellbar! Das Angebot brachte mir aber nichts. Das hätte mich zu weit von meiner Route geführt. Also bin ich den Berg wieder runter und an der richtigen Stelle abgebogen, die mir Komoot angezeigt hat. Nach ein paar Kilometern stand das ein Schild “ Straße zu Ende“. Ich war bedient. Dann habe ich es darauf ankommen lassen und bin an der Barriere vorbei weiter nach Komoot-Routenvorgabe gefahren. Der Knackpunkt war, daß es eine Brücke auf der Route gab. War die Straße gesperrt, weil die Brücke kaputt war? Wenn ja hätte ich voll ins Nasse gefasst. Aber es war nicht so die Brücke stand. Glück gehabt. Das sonst wären aus fünfundachtzig Kilometer hundertundzehn geworden.

Die Brücke, dir mir den Tag gerettet hat.

Nach diesem Krimi war ich dann auch schon fast am Ziel. Der Campingplatz war fast leer. Vor zwei Wochen hätte hier Zelt an Zelt und Wohnwagen an Wohnwagen gestanden. Es wird eben Herbst. Ich bekam sogar ein Upgrade: Strom und Wasser umsonst. Der Platzwart habe ich dafür mein Bärenspray geschenkt. Das brauche ich nun nicht mehr.

Eine ganz ungestörte Nacht ist zu erwarten.
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26.08.2023 Florenceville. Tag 100 – 6023 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute habe ich gleich zwei „statistische Marken“ erreicht: Ich bin seit hundert Tagen in Kanada unterwegs und ich bin heute sechstausend Kilometer ab Start in Vancouver geradelt.

Der Blick zurück an der 6000-Kilometer-Marke

Leider war der Tag alles andere als ein Feiertag. Es hat die ganze Nacht geregnet und am Morgen auch nicht aufgehört. Ich musste also bis Mittag im Regen fahren. Zum Glück war – anders als gestern – heute kaum Wind. Meine Gorotex-Jacke hat wieder beste Dienste geleistet. Ich bin froh, das teure Stück angeschafft zu haben. So bin ich „obenrum“ trocken geblieben und habe nicht gefroren. Es waren heute Vormittag nur fünfzehn Grad.

Die Wasserfälle des Grand-River. Sie liegen mitten in der Stadt Grand Falls

Insgesamt bin ich heute 87 Kilometer gefahren. Die 640 Höhenmeter waren auch beachtlich. Die Straße war nicht immer im besten Zustand, ich hatte sie aber fast für mich allein. Sie führt immer am Saint John River entlang. Dadurch hatte ich ab und zu einen schönen Blick auf den Fluß. Meistens aber versuchte ich im durchgehenden Grau des Himmels ein Spur von Auflockerung zu finden. Mittags war es dann soweit. Als es dann um 15 Uhr wieder gewitterte, war ich gerade im Motel.

Hier ist die Besiedlung wieder viel geringer als zum Beispiel am Sankt Lorenz Strom. Kein Boots-Anleger oder anderes Menschengemachtes stört das Bild
Idylle mit Birke

Das Ziel, die Stadt Florenceville nennt sich „French Fry Capital of the World“. Hier hat ein gewisser McCain in den 50er Jahren sein Pommes-Imperium gegründet. Die Firma ist Weltmarktführer, beliefert McDonald’s und hat 22.000 Mitarbeiter Ein Potato-Museum gibt es hier auch. Ich bin als Kartoffel im Kartoffel-Land unterwegs.

Eine unscheinbare Firmenzentrale. Sicherlich nur als Statement gemeint. Es gibt bestimmt noch einen Glaspalast.
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25.08.2023 Grand Falls. Tag 99 – 5936 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Das Wetter wird immerhin wechselhafter. Ich muß meine Tourplanung täglich anpassen. Heute steht Starkwind auf dem Plan. Zu meinem Unglück kommt er von vorn. Zu meinem Glück aber erst ab Mittag. Also steht heute eine Sprint-Etappe an. Ich muss bis elf Uhr mein Ziel erreicht haben. Als Ziel kommt dann nur Grand Falls in Frage. Bis dahin sind es sechszig Kilometer.

Anfahrt im Morgengrauen. Durch die neue Zeitzone ist es erst um Sieben richtig hell.

Sie Strecke führt über ein kaum befahrenen Straße. Das kommt mir bei dem Wind sehr entgegen. Links von mir ist – mal mehr mal weniger nah – der Trans-Canada-Highway. Rechts von mir ist die US-Grenze. Sie verläuft hier in der Mitte des Saint John Rivers, der Richtung Atlantik fließt.

Der Saint John River im Morgenlicht
So nah sind die Vereinigten Staaten.

Die Landschaft ist wenig spektakulär. Es geht moderat auf und ab. Viele Wald gibt es nicht. Die meisten Flächen werden durch Farmen bewirtschaftet.

Weidewirtschaft ist bestimmend.

Mir viel auf, daß an den Häusern immer häufiger Fahnen zu sehen sind, die ich nicht kenne. Eigentlich ist es die französische Trikolore mit einem gelben Stern. Ich habe dann heraus gefunden, dass ich durch das Siedlungsgebiet der Akadier fahre. Das sind Nachkommen französischer Siedler. Die wurden durch die Briten erheblich drangsaliert, anders als die Quebec-Franzosen. Wenn ich die Akadier hier reden höre, erkenne ich nicht einmal, daß es sich um einen französischen Dialekt handelt. Das sympathische aber ist, daß sie wie selbstverständlich ist Englische wechseln, auch die Älteren.

Die Akadische Flagge im Vorgarten

Den ganzen Nachmittag regnete es. Ich bin heilfroh, eine feste Unterkunft zu haben. Mit viel Glück ist die Regenfront dann morgen früh durchgezogen.

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