01.09.2023 Brigdetown. Tag 106 – 6352 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Ein komfortables Bett und trotzdem eine unruhige Nacht. Die Angelegenheit mit meinem verlorenen Paß hat mich immer wieder beschäftigt. Aber auch unausgeschlafen ist die Strecke von heute zu bewältigen. Es geht nur siebzig Kilometer nach Brigdetown. Das Wetter spielt mit. Die Sonne scheint den ganzen Tag. So richtig warm wird es aber nicht mehr. Ich glaube zwanzig Grad haben wir heute nicht erreicht.

Warum nicht dem Morgen mit einer Steilwand beginnen? Digby im Morgengrauen

Die Strecke führte durch ein Tal Richtung Osten, immer im Annapolis River entlang. Die Strecke ist anspruchsvoll hügelig. Die Anstiege und Abfahrten sind kurz und dafür steil. Darauf muss ich mich erst wieder einstellen.

Es wird immer herbstlicher
Der Wasserstand Annapolis River ist noch durch die Gezeiten bestimmt.
Das noch salzhaltige Wasser macht in den Schwemmgebieten den Boden fruchtbar, habe ich gelesen.

Die Szenerie ist abwechslungsreich. Es gibt weniger große Farmen, dafür mehr kleinere Gartenbetriebe und Obstplantagen. Das Annapolis Valley ist hundert Kilometer lang und anscheinend ein beliebtes Ausflugsgebiet. Dem Aussehen der Häuser (vor allem in Annapolis) nach, auch eine Wohngegend für gut Betuchte.

Die Siedlungen im Tal sind oft malerisch. In jedem Fall aber sehr gepflegt.

In Annapolis habe ich eine deutsche Bäckerei aufgestöbert. Sächsisches Backhandwerk wurde plakatiert. Als ich dann im Laden stand, erlebte ich zwei maulfaule Damen. Ich konnte ihnen noch „aus der Nase ziehen“, daß sie aus Zwickau stammen. Viel Freude mit, und Engagement für ihren Laden war irgendwie nicht zu spüren. Schade! Ich glaube die Deutschen haben bei den Anglo-Kanadier einen Bonus. Darauf könnte man eigentlich aufbauen.

Ein Schweineohr war dann als Test für sächsisches Backhandwerk fällig. Es war leider so fade wie das Personal.

Gegen Mittag rief mich dann das Konsulat in Halifax an. Ich kann am Dienstag kommen. Mein Ersatz-Paß wird in Ort und Stelle ausgefertigt, so dass ich ihn gleich mitnehmen kann. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Es gibt doch noch deutsche Beamte, die nach Lösungen suchen und Initiative zeigen. Anscheinend sind die aus Deutschland geflüchtet. Jetzt kann ich entspannt die letzten zwei Rad-Tage in Angriff nehmen.

Brigdetown , mein Etappenziel, liegt ungefähr in der Mitte des Tals. Es gibt ein paar ansehnliche Läden, die vom Standard abweichen. Das Rathaus suggeriert auch etwas Wohlstand in der Gemeinde.

Brigdetown. Das Rathaus.
„Die Wollige Ecke“ – mal ein Laden mit Phantasie
Ein richtiger Buchladen auf dem Land.

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