
Heute stehen gleich zwei wichtige Ereignisse an. Ich verlasse die Provinz Britisch Columbia und erreichen aller Wahrscheinlichkeit den höchsten Punkt meiner Tour. Die Strecke wird 71 Kilometer betragen und es geht 670 Meter hoch. Der höchste Punkt ist der Crowsnest Pass mit 1358 Meter.
Die Anfahrt zu eigentlichen Pass-Straße war moderat. Ich hatte Gelegenheit und Muße mir die Berge anzusehen. Morgens und abends sind sie besonders schön, die Sonne steht dann tiefer und die Kontraste sind größer. Die richtige Auffahrt beginnt dann in Sparwood.

Sparwood ist eine kleine Bergarbeiter-Siedlung. In diesem Gebiet wird immer noch Kohle abgebaut. Wenn ich das richtig gesehen habe, werden die Stollen horizontal in den Berg getrieben. Fördertürme hab ich nirgends gesehen. Die Kohle und der Abraum wird dann mit Riesen-Trucks abtransportiert. Einer dieser Ungetüme steht im kleinen Gemeindepark. Gleich hinter Sparwood geht es dann bergauf für 20 Kilometer.


Man fährt ganz stoisch Tritt für Tritt die Steigung hoch und freut sich, dass mit jeder Kurbelumdrehung dem Gipfel näher kommt. Ich brauche auf meiner Tour nicht wieder so hoch zu strampeln. Das letzte Mal also. Das motiviert auch.

Den Pass hätte ich fast verpasst, wenn mich nicht zwei euphorische E-Biker darauf aufmerksam gemacht hätten. Dafür, daß der Pass dem Highway dem Namen gegeben hat, ist er relativ schmucklos ausgestattet. Gleich hinter dem Pass beginnt Alberta, die zweite Provinz, die ich durchfahre.


Hinter dem Pass sieht das Gebirge anders aus. Es ist nicht mehr so stark bewaldet. Die Besiedlung ist auch dichter. Ich musste auf der Abfahrt einige Zwangspausen einlegen. Auf albertinischer Seite wurde die Straße neu asphaltiert. Der Verkehr läuft dann wechselnd immer in einer Richtung. Bei uns wird das über Ampeln geregelt. Hier machen das Streckenposten . Ich war immer der Erste in der Schlange der wartenden Autos. Alle Streckenposten haben mich erst einmal ausgefragt. Bergab ging es dann über eine funkelnagelneue Asphalt-Decke.




Kurz vor dem Ziel habe ich auf dem Highway noch einen anscheinend Obdachlosen überholt. Der schob sein Rad mit allem Kram bergab. Da er kein Wasser mehr hatte, gab ich ihm meine Reserven. Ich hatte ja nur noch ein paar Kilometer. Übernachten werde ich heute auf einen kleinen Campingplatz in Blairmore. Der wird von einer Schweizerin betrieben. Es tut gut, mal wieder deutsch zu kommunizieren.