Ich war froh, die Bruchbude von letzter Nacht verlassen zu können. Heute muß ich Montreal hinter mir lassen. Die Alternativen sind, entweder den Weg quer durch die Stadt oder einen großen Bogen um den südlichen und östlichen Stadtrand zu nehmen. Angesichts der Erfahrungen die ich gestern schon mit den riesigen Zufahrtsstraßen und für Fahrräder gesperrten Brücken gemacht habe, ist die Entscheidung eigentlich klar. Ich fahre ein paar Kilometer mehr und nutze die – hoffentlich vorhandenen – Radwege.
Man spürt schon auf den ersten Kilometern, daß Montreal nicht nur eine Renomier-Stadt ist, sondern auch über viel Industrie verfügt.


Das erste Drittel der Strecke um Montreal herum war ätzend. Es gab kaum Radwege und die Straßen waren schlecht. Dazu kam jetzt wieder verstärkt LKW Verkehr. Man denkt immer nur: wann ist der Stress vorbei. Es muss ja irgendwann besser werden. Und es wurde besser. Als ich den Südrand der Stadt verlassen und die Ost-Umgehung in Angriff nahm, erreichte ich das vorbildlich ausgebaute Radwege-Netz. Jetzt gab es nichts mehr auszusetzen.



Ich musste dann doch irgendwann auf die andere Seite des Stroms, ins Stadtgebiet. Selbst da konnte ich auf abgetrennten Radwege fahren. In Kanada werden, so ist mein Eindruck, keine halben Sachen gemacht.

Montreal selbst habe ich schon gemeinsam mit meiner Frau vor einer Woche erkundet. Ich bin froh, daß wir das so gemacht haben. Ich habe nichts verpasst und kann jetzt schnell die große Stadt hinter mir lassen. Zwischendurch groß es mal eine Stunde wie aus Kannen. Als richtig zu regnen anfing stand ich unter einer der vielen Hochstrassen.



FC

Der Weg aus der Stadt heraus in meinem Zielort führte bestimmt zwanzig Kilometer an Hafenanlagen vorbei. Insgesamt bin ich dann etwa achtzig Kilometer durch Stadt- und Industriegebiet gefahren. So lang ist auch das Ruhrgebiet von Dortmund bis Duisburg. Das schlaucht mehr als eine Bergetappe. Man fährt immer mit höchster Konzentration. Ich denke, das war der letzte Ballungsraum, den ich auf meiner Tour überwinden mußte.
Mein Ziel, Repentigny, kann man noch als Vorstadt von Montreal gelten. Es ist nur durch einen Nebenarm des Sankt Lorenz Strom von Montreal getrennt. Alles wirkt aufgeräumter und entspannter. Mein Motel ist auch eine gelungene Wiedergutmachung für den Fehlgriff letzte Nacht.
