
Der Tag Stillstand liegt hinter mir. Heute rollt mein Rad wieder. Je näher ich mich dem Ziel komme, um so größer wird das Bedürfnis „Strecke zu machen“. Heute lege ich einhundertzehn Kilometer auf das Gesamtsaldo. Noch etwas mehr als tausend Kilometer, und ich bin angekommen.

Das Wetter ist herbstlich. Gegenüber gestern fehlen zehn Grad. Es sieht den ganzen Tag so aus, als würde es regnen (das tat es dann ab Mittag auch). Der Wind war erheblich. Zu meiner Begeisterung kam er mit fast fünfzig Km/h von hinten. Ich hatte somit kaum Mühe, schnell voran zu kommen. Das zahlte sich aus. Die Regenfahrt war kürzer als befürchtet.





Die Strecke verlief über den Highway 138. Diese Straße ist legendär. Sie endet nach hunderten Kilometern in Neufundland im Nirgendwo. Die meiste Zeit führt sie direkt am Sankt Lorenz Strom lang. Außerhalb der Städte sind schmucke Häuser wie auf einer Perlenschnur aufgereiht. Wobei die Straße der Wohlstands- Äquator ist: auf der Wasserseite wohnen die Reichen und auf der anderen geht’s weniger repräsentativ zu.


Mein Zielort ist eine – vorsichtig formuliert – unscheinbare Wohnungstadt. Bekannt ist sie, weil hier der Riviere Saint Maurice in den Sankt Lorenz Strom mündet. Genau in der Mündung liegen drei Inseln. Die lassen es vom Strom so aussehen, als würde hier drei Flüsse einmünden.


Als ich dann auf den Hof meines Motels rolle habe ich zwei Stunden Regenfahrt hinter mir. Die warme Dusche war eine Wohltat. Jetzt hoffe ich, dass meine Klamotten trocknen. Es soll bis morgen früh durchregnen. Da kann ich also nicht in die Sonne hängen.
