20.05.2023 Abbotsford. Tag 4

Ich habe mich heute endgültig Richtung Osten auf den Weg gemacht. Als Ziel habe ich Abbotsford als zweitgrößte Stadt in British Columbia markiert. Die Entfernung ist mit 72 Kilometer gut zum Einrollen.

Die Strecke folgt dem Fraser River und somit auch dem Trans Canadian Highway Nr.1.

Es dauerte fast den halben Tag, bis ich den Großraum Vancouver verlassen hatte. Ein Vorort folgt dem anderen. Alles ist dicht besiedelt, wie das Ruhrgebiet – nur aufgeräumter. Zum Glück haben die Kanadier auch auf den großen Ausfahrtsstraße Radwege eingerichtet. Das ist schon ein komisches Gefühl auf der Autobahn – was anderes ist der Highway Nr.1 nicht- mit dem Rad zu fahren. Als würde man auf der A40 von Duisburg nach Dortmund radeln

Der Radweg auf der Autobahn

Zur Halbzeit waren die Rockys schon deutlicher in den Blick gerückt. Die Steigungen waren noch moderat. Aber die zwanzig Kilo auf dem Gepäckständer machen auch einen 5 Prozent Steigung zur Herausforderung.

Bezüglich meiner Verpflegung auf der Strecke habe ich noch kein Konzept gefunden. In den Supermärkten gibt es alles nur in Großpackungen. Wenn du eine Brezel willst, mußt du die Packung mit sechs Kaufen. Bäckereien oder kleine Bistros habe ich nicht gesehen

Mittagspause

Zur Übernachtung hatte ich mir kurz vor Abbotsford einen Campingplatz ausgesucht. Das gibt aber leider in die Hose. Das die Sanitäranlagen außer Betrieb waren, wollte mich die Chefin nicht übernachten lassen. Zum nächsten Platz waren es noch einmal dreißig Kilometer. Also musste Booking.com herhalten. Ich habe noch eine abgewirtschaftetes Hotel am Flughafen bekommen. Am Montag ist Victoria Day. Da haben die Kanadier ein langes Wochenende. Deshalb ist alles ausgebucht.

Vorstadt – Idylle. Das ist noch Vancouver. Vielleicht kann man die Steigung erkennen
Hier wird alles aus Holz gebaut. Zum Schluss kommt Putz drauf
Für Köttbulla war es zu früh
Ich hätte nicht gedacht, dass in Kanada noch Flößerei betrieben wird.

19.05.2023 Vancouver. Tag 3

Heute will ich die letzten logistischen Vorbereitungen für den scharfen Start auf die Strecke abschließen. Eigentlich sind nur zwei Sachen noch zu klären: ein Geldautomat muss Geld für mich auspucken und ich brauche eine kanadische SIM Karte. Das mit dem Bargeld spielt in Zukunft vielleicht gar keine Rolle. Ich habe die letzten Tage nie cash bezahlt und auch niemanden gesehen, der irgendwo Bargeld auf den Tisch legt. Die Prepaid SIM Karte ist da schon wichtiger. Ich muss zum Beispiel sicherlich per Telefon die eine oder andere Übernachtung organisieren. Ein sehr geduldiger Rogers-Mitarbeiter namens John hat mich komplett verarztet. Als ich aus dem Laden kam konnte ich telefonieren.

Den Weg in die City und zurück habe ich heute anders gestaltet. Über die Bucht pendelt ein Seabus. Alle 10 Minuten gibt es eine Überfahrt. Das Rad kann man kostenlos mitnehmen. Die Aussicht auf die Skyline ist super. Fünfzehn Minuten ist jeder, der mit der Fähre zur Arbeit pendelt vom Stress befreit und guckt versonnen vor sich hin. Bei der Beobachtung der Passagiere ist mir aufgefallen, dass die Leute europäischer Abstimmung deutlich in der Unterzahl sind. In diesem bunten Haufen ist keiner etwas Besonderes, nur weil er anders aussieht. Alle sehen anders aus. Das entspannt die Stimmung in der ganzen Stadt.

Der Seabus
Blick aus dem Seabus-Fenster auf die morgendliche Stadt

Ich hatte bei meinem letzten Streifzug noch die Gelegenheit ein Paar Art-Deco-Fassaden zu Gesicht zu bekommen. Für mich als Fan dieser Design-Richtung immer eine Freude.

Meine Art Deco Ausbeute… manchmal in Neubauten integriert

Veganes Essen war auch heute kein Problem. Ein Bistro mit dem soliden Namen Tractor hatte eine lange Liste interessanter Gerichte. ich habe mich für marokkanische Kichererbsen entschieden und es nicht bereut.

Der vegane Tractor

Satt und zufrieden habe ich mich an der Hafenpromenade noch eine Stunde in die Sonne gelegt.

Jeder Linienbus hat vorn einen Fahrradträger

18.05.2023 Vancouver. Tag 2

Heute ist der erste von den beiden Sightseeing- Tagen. Ein bisschen shoppen muss ich auch. Die Stadt ist durch die Bucht geteilt. Somit ist die Fahrt in die City immer etwas aufwendig. Von 7 bis 10 Uhr sind auf den Hauptstraßen die jeweiligen rechten Spuren für Radfahrer reserviert. Erstaunlich ist die Kanadier halten sich auch daran, egal wie lang der Stau zu Rushhour ist.

Ich bin früh losgefahren und konnte bevor die Geschäfte aufmachen noch in Ruhe zur Waterfront und zum Canada Place. Das ist das Kreuzfahrt- Terminal im Stadthafen.

Dann bin ich ganz entspannt durch die City Richtung Süden geradelt. Die üblichen Bürohochhauser aber auch viel Grün. Sehr oft hat man auch einen Blick auf das Wasser

Ab und zu ist auch ein Schmuckstück dabei. Für mich als Art Deco Fan eine große Freude.

Dann bin ich dorthin gefahren, wo ich in jeder Metropole hin muss: der The North Face Store. Dort gibt es weltweit immer ein T-Shirt mit den jeweiligen Geodaten der Stadt. Diese Shirts sammle ich. Das letzte war aus Kathmandu in Nepal. Der zweite Anlaufpunkt war der größte Outdoor Ausstatter, den ich je betreten habe. Ich brauchte noch ein Gaskocher und Bärenspay

Für einen Bären reicht das. Hat 45 Dollar gekostet…
Riesensortiment aber nicht billig. Die Blechtasse habe ich mir dann zum halben Preis im Supermarkt gekauft.

Um meinen Hunger zu stillen habe ich mich von Google zu einem veganen Bistro führen lassen. Ich habe es nicht bereut. vegane Pizza mit gegrillter Aubergine. Das Viertel heißt Gastown. Da ist eher die Unterwelt zu Hause. Die Junkies liegen dort auf der Straße. Auch das gibt es in Vancouver

Industrie-Brachen
Eine Hippie-Kommune am Hafen
Kunst am Bau. Heute: Street Art

Dann hätten ich das Bedürfnis nach Ruhe. Die gönnte ich mir im berühmten Stanley Park. Das ist das Grüne Herz der Stadt – eine Halbinsel, die direkte an der City anschließt. Darum führt ein Radweg, der nur entgegen der Uhrzeigerrichtung befahren werden darf. Die Kanadier halten sich daran.

Mittagspause mit Blick auf die Skyline
Denkmal für einen kanadischen Sprinter
Keine Meerjungfrau, eine Taucherin!
Die Lios Gate Bridge
Auch einen Strand hat die Stadt

17.05.2023 Vancouver. Tag 1

Ich bin reibungslos mit einem funkelnagelneuen Airbus in Vancouver gelandet. Die Einreise verlief vollkommen stressfrei. Ich musste nur einem Automaten sagen, wie lange ich bleiben will und meine persönlichen Daten bestätigen und schon war ich eingereist. Das habe ich woanders noch nicht erlebt. Das Fahrrad war nach einer halben Stunde da. Vor dem Terminal habe ich es aus seinem Karton befreit und zusammen gebaut. Das nächste halbe Jahr werden wir unzertrennliche Freunde.

Ein Hauptverkehrsmittel für das nächste halbe Jahr. Ein echter C-Zero.

Jetzt lagen noch 25 Kilometer Fahrt durch die Stadt vor mir. Meine erste Unterkunft für drei Nächte liegt in Vancouver North, auf der anderen Seite der Bucht. Es waren außer mir noch viele andere Radler auf unterwegs, meist aber auf Sport- und Rennräder. Das Radwege-Netz ist super ausgebaut. Radfahren in Vancouver ist nicht anspruchslos. Es gibt auch ein paar Anstiege zu bewältigen – nicht nur die Brückenauffahrten.

Der „Great Canadian“ ist schon gleich nach dem Flughafen ausgeschildert.
Auch die Brücken habe Radweg. Der hier ist unterhalb der Fahrbahn nachträglich angebaut.

Alle Vorbereitungen abgeschlossen. Morgen geht’s los

Zum Schluss noch die Packtaschen gepackt und verschnürt. Es sind sechszehn Kilo geworden – mit Zelt und Schlafsack. Es ist schon erstaunlich auf wie wenig man sich reduzieren kann. In Vancouver kaufe ich mir noch einen Gaskocher und einen kleinen Topf. Morgen früh fahren wir zum Flughafen Frankfurt. Eingecheckt habe ich schon. Jetzt muss ich bloß mein Gepäck los werden

Mehr braucht man nicht für ein halbes Jahr Bikepacking

Fahrrad ist verpackt…

Das wichtigste Utensil meines Trips durch die Weiten Kanadas ist verpackt. Sitzplatz und veganes (das gibt es bei Condor) Menü ist gebucht. Mittwoch geht’s los.

Die große Tour durch Kanada

Am 17.Mai bin ich in Vancouver gelandet. Hier, am Pazifik , startete meine Bikepacking-Tour durch Kanada. Am 3. September, nach einhundertundacht Tagen und nach 6538 Kilometern bin ich in Halifax angekommen. Diese Stadt am Atlantik war mein Ziel.

Ich habe ein Land kennengelernt, das in seiner vielfältigen Schönheit einzigartig ist. Das was überall zwischen Pazifik und Atlantik gleich war, ist die Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen.

Danke an alle, die meine Tour verfolgt haben. Ihr ward eine große Unterstützung für mich.

Ein besonderer Dank an diejenigen von Euch , die sich an meiner Kanada-Spendenaktion beteiligt haben. Ich schließe die Aktion noch nicht. Vielleicht gibt es noch weitere Spenden, dem will ich nicht im Wege stehen.

Hier der Link dazu:

https://join.worldbicyclerelief.org/Bewegungsfreiheit/yourownidea1

Wir haben fünfzehn Fahrräder zusammen.

Hervorgehobener Beitrag

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