
Wieder ein sonniger Morgen. Das Aufstehen viel somit nicht schwer. Der See liegt ruhig in der Morgensonne, als ich am Ostufer meine Etappe starte.

Es steht wieder ein Bergetappe an. Diese übertrifft alles, was ich in Kanada unter die Reifen bekommen habe. Ich muss 1250 Höhenmeter hoch strampeln, zu hundert Prozent durch unbewohntes Gebiet. Keine Tankstelle oder irgendetwas, das mit Infrastruktur zu tun hat, ist zu erwarten. Etwas mehr als 3 Liter Wasser habe immer mit. Das hat am Ende gerade so gereicht.

Der Bonanza Pass ist der höchste Punkt auf meiner Strecke. So hoch war ich in Kanada noch nicht. Der Pass lag genau auf der Mitte der Distanz. Ich musste also wieder 35 Kilometer bergauf treten.


Heute habe ich das erste Mal andere Bikepacker gesehen. Einer kam mir bergab entgegen und winkte bloß. Der anderen überholte mich. Es war Roger, ein Student aus Vancouver, der auch quer durch Kanada wollte. Sein Ziel war Neufundland. Das will er bis Ende August schaffen. Er hört bergauf immer Rammstein und war happy, dass ich aus Deutschland war und mit Rammstein etwas anfangen kann. Sein funkelnagelneues Rad war vollgepackt „bis unters Dach“. Er war trotzdem schneller unterwegs als ich. Das lag wohl daran, dass er erst 22 Jahre alt war und ich ja zwei Monate länger Zeit hatte.


Auf der Abfahrt könnte ich dann die schneebedeckten Gipfel des Rocky Mountains-Hauptkamm sehen. Der Stand mir noch bevor. Die Abfahrt vom Berg war relativ gleichmäßig. Eigentlich hätte ich das Rad gut rollen lassen können. Die Straße war aber miserabel. Jedenfalls war ich froh, dass ich den Tag geschafft habe.

Noch kurz vor Castlegar war der einzige Campingplatz direkt am Highway. Erst wollten sie mich gar nicht übernachten lassen, jedenfalls nicht im Zelt „Wir haben gerade einen Bär!“, war die Begründung. Also bekam ich für etwas mehr als 30 Euro eine Cabin. Das ist so eine Holzhütte mit richtigem Bett, Strom aber ohne Wasser. Da habe ich nicht nein gesagt.
