Heute ist der letzte Tag vor der großen Pause. Ich erreiche Toronto. Übermorgen hole ich meine Frau vom Flughafen ab. Dann verbringen wir zehn Tage zusammen. Wir haben uns ein Auto gemietet und wollen Toronto, Ottawa und Montreal erkunden. Den einen oder anderen Nationalpark nehmen wir auch mit ins Programm.
Das letzte Etappe bis Toronto ist leider so wie ich befürchtet habe. Der Verkehr ist enorm. Dabei habe ich mir eine Nebenstraße ausgesucht. Ich war froh, dann am Campingplatz zu sein. Ich habe auf den letzten Drücker noch eine Platz für zwei Nächte buchen können.
Landschaftliche Highlights gibt es im Speckgürtel von Toronto leider nicht mehr. Da ich im Umfeld des Flughafens in die Stadt rolle, bestimmen Gewerbegebiete und Logistikzentren das Bild.
Der Earl Rowe Provincial Park am Morgen Das letzte Stück Natur kurz nach meinem Aufbruch heute Morgen
Ich bin schon zeitig aufgebrochen, da ab Mittag Gegenwind mit fast 50 Km/h angesagt war. Mein Plan ist auch aufgegangen. Ich hatte noch Zeit, mir in der Uni am Stadtrand einen WiFi Hotspot zu suchen. Da konnte ich noch meinen Kommunikationsbedarf mit der Heimat befriedigen.
Die Uni, der erste Zufluchtsort in Toronto. Mit Starbucks und WiFi für alle.
Heute morgen habe ich mich vom Nächsten der Großen Seen verabschiedet. Ich verlasse die Ufer des Lake Huron in Richtung Süden. Das sind siebzig Kilometer und eine Handvoll Höhenmeter. Das Wetter ist super. Es ist kaum Wind. Die Sonne scheint die meiste Zeit.
Abschied vom Lake Huron in der Morgensonne
Heute morgen habe ich mich noch mit einem US-Amerikaner unterhalten. Es stammt aus Portland in Oregon und ist wie ich, mit dem Rad unterwegs. Von Portland ist er nach Alaska und will weiter jetzt weiter bis Texas. Es gibt also noch weiterreichende Projekte. Irgendwie machte er auf mich aber einen nicht sonderlich entspannten Eindruck. Ich war froh, daß er in eine andere Richtung unterwegs war und ich ihn nicht noch am Hinterrad habe.
Nach ein paar Kilometer machte ich eine neue Erfahrung. Ich erlebte wie es ist, auf einer einfachen Landstraße zu fahren. Das Straßennetz ist jetzt so dicht, das ich auf weniger befahrene Straßen ausweichen kann. Freihändig fahren, in der Straßenmitte – das habe ich in Kanada noch nicht gemacht.
Sommer Landidylle. Morgen bin ich dann in der Großstadt.Die Häuser am Straßenrand werden repräsentativerDer Architekturstil ist weit gespannt
Die siebzig Kilometer waren schnell abgefahren. Das Gute an meinem Zielort ist, es gibt wieder einen Provinzial Park – den Earl Rowe Provinzial Park. Das ist wieder ein riesiges Areal an einem See. Diese See ist dadurch entstanden, dass man Boyn River aufgestaut hat. Rings um diesen See gibt es neben dem Campingplatz auch noch Badestrände, Spielplätze usw. Schade, daß der Park nichts natürlich Gewachsenes ist. Man spürt die Retorte. Aber ich habe einen ruhigen Schlafplatz mit funktionierenden Duschen.
Die Nacht nach dem Ruhetag war eine der ruhigsten, die ich je auf einen Campground hatte. Nur gut, daß ich gestern Abend meine Wahl noch einmal geändert habe. Eigentlich wollte ich den Campingplatz in Stadtpark von Owens Sound nutzen. Ich bin dann aber noch ein paar Kilometer aus der Stadt raus gefahren. Hier gab es die bessere Alternative.
Für Nachmittag waren Gewitter angesagt. Ich trat also in die Pedale, um mein Ziel eventuell noch trocken zu erreichen. Heute waren es nur fünfzig Kilometer. Die Strecke ließ sich nicht anders aufteilen, da die Übernachtungsmöglichkeiten nicht gleichmäßig verteilt sind. Es standen auch wieder Höhenmeter zu Buche. Zum Glück habe ich die in den ersten zwei Stunden hinter mich gebracht.
Landwirtschaft, wie wir sie kennen Die ersten Apfelplantage seit British Columbia. Es wird wärmer.
Ab Mittag ging es dann immer schön waagerecht Richtung Ziel. Auf der einen Seite der Straße könnte ich den Lake Huron sehen, auf der anderen Seite die Blue Mountains mit Ski-Liftanlagen. Die absolute Höhe der „Gipfel“ liegt vielleicht bei fünfhundert Meter. Es geht aber zum See hin steil bergab. Schnee wird hier im Winter immer liegen. Bis Toronto sind zwei Stunden mit dem Auto. Ich kann mir vorstellen, daß sich da an den Wochenenden einige auf den Weg machen.
Alpiner Wintersport im Flachland. Der Schnee ist das Schlüsselelement Ich habe immer gehofft, daß ich auf den letzten Kilometern da nicht drüber muß. Ich musste nicht!
Ziel für heute war der Craigleith Provincial Park. Das ist ein unverbauter Uferstreifen am Lake Huron. Das Ufer ist steinig aber das Wasser glasklar. Berühmt ist der Ort auch deshalb weil 1872 auf dem vorgelagerten Riff ein Schiff auf Grund gelaufen ist und die die Fischer von Craigleith im Sturm die Besatzung gerettet haben. Es gab Orden von der Regierung.
Eine rauhe Seelandschaft….…. ohne das ganze Standklimbim, wie Liegen, Sonnenschirme und Pommesgeruch.
Der Campingplatz liegt direkt am Wasser. Das Einchecken war in zwei Minuten erledigt. Ich brauche in den Provincial Parks immer nur meine Telefonnummer nennen und schon sind meine Daten verfügbar. Mein Zelt war schnell aufgebaut, noch schnell duschen und dann ging das Gewitter richtig los. Glück gehabt!
Heute ist Geburtstagsruhetag. Ich dachte, um allen eingehenden Glückwünschen antworten zu können, bleibe ich heute mal dort wo ich gestern schon war.
Owen Sound ist keine Stadt, in der man ausgiebig Sightseeing machen kann. Es gibt einen kleinen Hafen und ein Stadtzentrum mit einigen Bars und Geschäften. Ich habe mir WD-40 besorgt. Kenner. Eingeweihte wissen, daß man damit eine Fahrradkette reinigen kann. Meine Vorräte an Power-Riegel könnte ich auffüllen. Die sind im Supermarkt deutlich billiger, als an der Tankstelle.
Downtown. Verschlafene Sonntagsstimmung.Das Szeneviertel Typisch kanadischen Mittelstadt-Fassade Die Magistrale. Hier geht’s Richtung Toronto. Es sind nur noch 200 Kilometer Der Hafen. Nicht viel Betrieb.Der obligatorische Panzer.
Was mir aber vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist der Mordsanstieg aus Downtown heraus. Plötzlich ist ein Berg da. Wie aus dem Nichts! In dem Sinne hatte ich heute noch eine Bergwertung.
Sieht nicht so steil aus. Ist es aber!
Heute Abend bin ich noch auf einen Campground umgezogen. Eine zweite Nacht im Hotel muß nicht sein. Ich habe mich ja inzwischen an mein Camperdasein gewöhnt.
Meinen Geburtstag konnte ich schon genießen, obwohl meine Liebsten nicht in der Nähe waren. Eine letzte Besinnungspause vor dem nächsten Highlight Toronto, das ich dann mit meiner Frau gemeinsam erkunden kann.
Heute bin ich im Bruce Peninsula National Park unterwegs. Das ist die Halbinsel, auf der ich gestern mit der Fähre gelandet bin. Charakteristisch sind die felsigen Buchten am Lake Huron-Ufer. Erleben kann man den Reiz des Parks eigentlich nur vom Boot aus.
Um von der Halbinsel zu kommen, muß ich etwas mehr als 100 Kilometer fahren. Zielort ist Owen Sound. Das ist eine mittelgroße Stadt und wohl die letzte nennenswerte Stadt die ich vor Toronto noch sehe.
freie Fahrt in den ersten Morgenstunden
Da heute Samstag ist, rollen Kolonnen von Autos auf die Halbinsel. Das Gebiet ist touristisch ziemlich stark frequentiert. Das habe ich gestern schon auf dem Campingplatz feststellen können. Der Platz war fast ausgebucht. Fast 60 $ für ein Stück Rasen ohne Wasser und Strom ist auch ein stolzer Preis, der aber wegen der hohen Nachfrage aber anscheinend realisiert werden kann. Für ein langes Wochenende ist der National Park auch von Toronto aus zu erreichen. Das Paar, daß ich gestern auf der Fähre traf war auch aus Toronto.
Nach ein paar Stunden kommen mir die Kolonnen der Wochenendausflügler entgegen
Die Strecke ist unspektakulär. Landwirtschaft und etwas Wald. Alles in allem merke ich jetzt nichts mehr von der Wildnis der letzten Wochen. Die Siedlungsdichte ist hoher. Bären spielen keine Rolle mehr. Ich habe morgens sogar schon Jogger durch den Wald laufen sehen.
Jetzt könnte ich glauben, daß Sommer ist.Die Häuser werden repräsentativerDie Gefahrenklasse liegt jetzt niedriger: anstelle vor Bären, wird jetzt vor kleineren Tieren gewarnt Die aktive schottische Diaspora in Wiarton, einer kleinen Stadt auf dem Weg
Ein trockener Morgen! Man kann sich auch über Sachen freuen, die einen im normalen Alltag nur bedingt berühren. Ich war nach diesem Zwangsruhetag wieder froh, auf dem Fahrrad zu sitzen und meinem angebohrenen Bedürfnis nach Bewegung gerecht zu werden. Ich will heute die Fähre erreichen, die Manitoulin Island mit dem Sudufer des Lake Huron verbindet. Diese Fähre fährt drei Mal am Tag.
Abschied von Manitoulin Island und der Nordseite des Lake Huron.
Fünfzig Kilometer liegen zwischen meinen Campingplatz und dem Fährhafen. Eigentlich habe ich mich auf die Nachmittagsfähre eingestellt. Ich hatte Rückenwind und das Profil war flach. Also beschloss ich, mit einem „Sprint“ vielleicht doch noch die Vormittagsfähre zu erreichen. Es hat geklappt. Ich war rechtzeitig da. Ohne Probleme habe ich ein Ticket bekommen, obwohl eigentlich darauf verwiesen wurde, dass auch Radfahrer eine Online Reservierung benötigen.
Ein richtig großes Ding. Und pünktlich auf die Minute.Ich und noch ein anderes kanadisches Radfahrer-Paar durften als erste auf die Fähre
Die Fähre ist einigermaßen groß. Wenn man auf den Lake Huron hinausfährt, hat man nicht den Eindruck, auf einen Binnensee unterwegs zu sein. Alles sieht nach Meer aus. Kein Ufer in Sicht, Wind, Wellen, Möwen….
Keine Trucks an Bord… deshalb war auch der Highway hierher so entspannt zu fahren Nur ein See…kein Meer oder dergleichen.Cove Island Lighthouse kurz vor der Ankunft.
Wieder von Bord brauchte ich nu drei Kilometer fahren und ich war auf meinem Campground und kann mich auf die nächsten trockene Nacht freuen, sagt der Wetterbericht.
Heute saß ich nicht auf dem Rad. Es hat den ganzen Tag gewittert. Ich habe meinen Aufenthalt auf dem Campingplatz verlängert und durfte wieder Mal unter das Dach ziehen. Ich habe dir Zeit genutzt, mein Rad wieder auf Vordermann zu bringen. Die Planung für die nächsten Tage konnte ich auch in Ruhe machen. Jetzt könnte ich schon bis Toronto planen. Das nächste Highlight rückt in greifbare Nähe.
Sicher ist sicher Regenpause
Morgen soll die Sonne scheinen. Ich freue mich schon, wieder in Bewegung zu kommen.
Man sollte sich nicht blind auf Komoot verlassen. Das war die erste Erkenntnis des Tages. Frohen Mutes ging ich die Etappe des Tages mit der Gewissheit an, dem Trans-Canada-Highway schon beim Start entgangen zu sein. Komoot schlug mir eine Nebenstraße vor, die den letzten Abschnitt des Highways umgehen konnte. Nach fünf Kilometern stand ich vor einer Schotterpiste. Diese hätte ich dann zwanzig Kilometer fahren müssen. Das geht nur im Schritttempo und kostet enorm viel Kraft. Also bin ich umgekehrt und doch das letzte Stück Trans-Canada-Highway gefahren. Eine wichtige Erfahrung: fahre in Kanada nur Straßen, die eine Nummer haben. Alles andere sind Feldwege.
Eine Kirche der First Nations, noch in Massey
Es dauerte keine zwei Stunden und ich hatte den Abzweig zum Highway Nr.6 erreicht. Hier fährt es sich erheblich entspannter. Die großen Trucks benutzen dem Highway nicht, weil er eine Fährverbindung enthält. Bleib also nur der lokale Verkehr und die Touristen. Das lässt sich ertragen.
Das ersehnte Schild. Die Feuerwehr putzt am Drive in von „Tim Hortons“ Frontscheiben gegen eine Spende.
Die Landschaft ist jetzt durch die vielen Inseln und Buchten geprägt, über die der Highway Richtung Süden führt. Das heißt aber nicht, daß es flach ist. Das auf und ab hält sich aber in Grenzen. Die Inseln sind größtenteils bewaldet. Ab und zu sieht man eine Lagune. Der größte Ort auf Manitoulin Island ist Little Current. hier habe ich noch einmal mein Food-Vorräte aufgefüllt und Bargeld aus dem Automaten geholt. Auf manchen Campingplätzen muss ich bar bezahlen (geht wahrscheinlich an der Steuer vorbei).
Erheblich streßfreier zu fahren
Little Current ist über eine altertümliche Drehbrücke mit Birch Island, der vorgelagerten Brücke verbunden. Es hat sogar ein Ortszentrum am Hafen, daß ganz ansehnlich ist. Die Nächste größere Stadt sehe ich erst wieder hundert Kilometer nach dem ich von der Fähre gefahren bin.
Die Drehbrücke. Da kommen die großen Trucks zum Glück nicht drüber.
Durch den geringeren Verkehr ist anscheinend auch der Wildwechsel intensiver. Ich bin froh, daß ich nur am Tage fahre. Heute hatte ich die zweite Bären- Begegnung. Der arme lag leider tot am Straßenrand. Ich kam gerade vorbei als er weggeräumt werden sollte. An einigen Abschnitten gibt es auch Wildzäune.
Mein Campingplatz ist zwar nicht der modernste, aber gut organisiert. Vor allem hat er einen Recreation Room. Für morgen früh und Vormittag ist Regen angesagt. Da kann ich dann im Trockenen abwarten bis ich das letzte Stück zur Fähre in Angriff nehme.
Campingplatz am See und weg von Highway. Das wird bestimmt eine ruhige Nacht.
Ich hatte auch wieder einen Platten. Zum Glück erst unmittelbar am Campingplatz. So hatte ich beste Bedingungen zu flicken. Diesmal hat irgendetwas den Reifen durchstochen. Wahrscheinlich ist das Profil doch schon ganz schön runter. Eigentlich sollten die Schwalbe -Marathonreifen widerstandsfähiger sein.
Der Tag begann etwas holprig. Gerade hatte ich mein Rad beladen, musste ich feststellen, daß ich auf dem Hinterrad ein Platten hatte. Also alles wieder runter, Rad ausbauen, Schlauch raus, Loch suchen, im Mantel nach der Ursache suchen, Schlauch wieder rein usw. Eine halbe Stunde vertan und mit einem ungutem Gefühl wieder losgefahren. Ich habe zwar das Loch im Schlauch gefunden, aber nichts Spitzes im Mantel, was als Ursache in Frage kommen könnte. Wird schon gut gehen..
Morgendliche Ruhe auf dem Highway . Rechts der Mississagi River
Die Strecke war so ungefähr wie die von Gestern. Einhundert Kilometer und etwas mehr als dreihundert Höhenmeter müssen abgeradelt werden. Die Strecke wurde wieder etwas hügeliger und bewaldet. Aber links und rechts der Straße ist wieder mehr menschliches Leben präsent. Leider geht damit auch der Faktor Idylle flöten. Man kann nicht alles haben. Da in den nächsten Tagen wieder Schauerwetter und Gewitter angesagt sind, ist es beruhigend, mit Orten zum Unterstellen rechnen zu können.
Man sieht noch etwas vom Lake HuronEin altes Motorboot. War wohl zum Verkauf an die Straße gestellt. Als es dann keiner haben wollte, haben sie es bemalt.
Ich bin heute wieder durch einige Reservate der First Nations gefahren. Diesmal bin ich auch ein wirklich professionelles Kulturzentrum gestoßen. Dort wurde Kunsthandwerk gezeigt und verkauft, kein Kitsch sondern richtig anspruchsvolle Sachen.
Ich bin froh morgen nach ein paar Kilometer den Trans-Canada-Highway verlassen zu können. Teilweise wurde der Great Trail über den Highway geführt. immer dann konnte man entspannt fahren. Der Great Trail ist ein Trans-Canada Wanderweg, der auch Abschnitte hat, die man mit dem Kajak bewältigen muss.
Der Hinweis auf den Great Trail
Endpunkt der Etappe heute ist der Chutes Provinzial Park. Diese Naturparks haben immer auch einen Campground mit allem was nötig ist. Allem Anschein wird der Betrieb von Studenten gemanagt. Angefangen von der Anmeldung bis zum Reinigungsdienst. Ich habe ganz unkompliziert meinen Platz bekommen. Highlight sins hier die Falls Chutes.
Heute ist aus statistischen Gründen wieder ein besonderer Tag. Ich überschreite kurze Zeit nach dem Start die 4000-Kilometer-Marke. Jetzt bin ich acht Wochen auf dem Fahrrad und ich habe immer noch kein Problem damit, mich morgens wieder drauf zu schwingen. Ein Motivationsloch habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Vielleicht liegt das daran, dass ich mir immer Zwischenziele setze. Ich denke immer in 700- Kilometer-Schritten. Bisher war es immer so, dass dann eine größere Stadt die Möglichkeit zu einem Ruhetag gibt. Das sind dann immer so acht, neun Tage. So habe ich nicht immer Halifax als Endziel zum Maßstab.
Die nächste Marke ist erreicht.
Die etwas über hundert Kilometer waren heute ganz easy. Ich hatte massiven Rückenwind zum Geschenk, musste sogar eine längere Mittagspause machen, damit ich nicht zu früh auf dem Campingplatz bin. Richtig warm ist es nicht. Am Mittag sind es so um die zwanzig Grad. Das ist zum Radfahren eigentlich optimal.
Ein Zipfel vom Lake Huron
Die Landschaft hat sich total verändert, als hätte man einen Schalter umgelegt. Ich bin jetzt auf mehr oder weniger flachen Farmland unterwegs. Alle zehn bis zwanzig Kilometer gibt es einen Ort, oft sogar eine Tankstelle. Das entspannt. Der Druck, sich vollständig autark zu organisieren fällt weg. Ich bekomme unterwegs wieder Wasser und etwas zu Essen. Richtig europäische Verhältnisse haben sich eingeschlichen.
Flaches Farmland, sieht aus wie in Brandenburg Ein typisches Farmhaus.
Der Trans-Canada-Highway beginnt zu nerven. Man hat den Standstreifen nur geschottert. Ich muss also auf der Fahrbahn fahren. Die Straße ist schlecht und der Verkehr wird dichter. Noch 126 Kilometer, also etwas mehr als einen Tag, dann trenne ich mich vom Trans-Canada-Highway. Jetzt gibt es Alternativen, die man fahren kann. Zwei Opas an einer Tankstelle und auch die Chefin von meinem heutigen Campingplatz habe mich darin bestärkt, eine Fähre über den Lake Huron zu nehmen. Das ist zwar nur vier Kilometer kürzer, als auf dem Highway zu bleiben, aber eine willkommene Abwechslung. Vor allem bin ich den Dichter werdenden Verkehr los.
Ich habe heute einige Amish People mit ihren Pferdekutschen auf der Straße gesehen. Gelesen habe ich, daß sie moderne Technik im Allgemeinen ablehnen, insbesondere das Auto. Dadurch entsteht Mobilität und das schwächt den Gruppenzusammenhalt. Es gibt wohl in Ontario ein Dutzend Amish-Gemeinden.
Ein sicheres Zeichen das Amish-Kutschen auf dem Standstreifen mit mir zusammen unterwegs sind. Sie selbst zu fotografieren war mir irgendwie zu blöd.