Es ist sehr angenehm, dass in Kanada die meisten Geschäfte auch am Sonntag auf haben, auch wenn sie erst später öffnen. So konnte ich in Ruhe alles das erledigen, was unterwegs in den Wäldern Ontarios nicht möglich war. Ich habe in einem Shop meines Mobilfunkbetreibers das Prepaid Guthaben aufgeladen (online geht das nur mit einer kanadischen Kreditkarte). In einer SB-Autowäsche habe ich mein Rad vom Dreck befreit. Ich konnte meine Vorräte an Oatmeal und Instand-Nudeln auffüllen, habe sogar wieder Ingwer bekommen.
Sault Ste.Marie ist vor allem als Grenzstadt zu den USA geprägt. Eigentlich ist das eine „Doppelstadt“. Auf der US-Seite heißt die Stadt genau so. Schon seit Jahrzehnten existieren hier Transit-Einrichtungen wie Lagerhäuser, ehemalige Zoll- und Postgebäude, eine Menge Hotels usw.
Das Willkommen-Tor aus der Zeit, als es nur eine Fähre zur US-Seite gab.Eins der alten Lagerhäuser Achtung! Sie verlassen den „liberalen Sektor“. In Canada wird Canabis offen in lizensierten Shops verkauft.Die Ste.Marie International Bridge. Nicht schön aber groß und nützlich.
Wichtig für die Bedeutung der Stadt sind auch die Schleusen-Anlage, die zwischen dem Lake Superior im Westen und dem Lake Huron im Osten nötig sind.
Die alte Schleusenbehörde, aus der Zeit als es nur die kleine Schleuse auf kanadischer Seite gab. Heute gibt es eine Riesenschleuse auf US-Seite.Die alte kanadische Schleuse. Heute nur noch für Ausflugsboote.
Das grüne Herzstück der Stadt ist der Bellevue-Park. Alles ist sehr gepflegt und sauber. Gestern fand hier ein Fest des hiesige Rotary-Clubs statt. Das habe ich leider verpasst. Ein paar Stunden Ruhe habe ich mir dort gegönnt. Das Wetter war Klasse: Sonne und knapp über zwanzig Grad
Der Bellevue-Park Bushplane ist auch immer Wasserflugzeug. Im kanadischen Busch gibt es viel Wasser.Originelles Gully-GrafittiDas Sault Ste.Marie Museum.
Heute war – wieder aus Wettergründen – ein verzögerter Start angesagt. Bis halb Neun regnete es massiv. Zum Glück habe ich ja nur noch die 63 Kilometer zum zum Ort meines morgigen Ruhetags zu bewältigen.
Mein kanadischer Zeltnachbar, Pete, ging mit seinem Hund gerade Gassi, als ich beim Einpacken war. Er ist Marathonläufer und begeisterter Radfahrer und so ungefähr in meinem Alter. Natürlich mussten wir noch eine Weile fachsimpeln, was auch Zeit gekostet hat.
Der vorletzte Blick auf den Lake Superior. Da hatte ich noch Hoffnung, dass es trocken bleibt.
Das Warten auf die Regenpause hat sich nicht so richtig gelohnt. Nach einer Stunde musste ich die Gorotex-Jacke wieder zum Einsatz bringen. Dann regnete es fast bis Sault Ste.Marie, meinen Ziel für heute und den Ruhetag.
Der letzte Blick auf den Lake Superior. Da hat es schon geregnet.
Ungefähr zur Hälfte der Strecke habe ich mich dann vom Lake Superior verabschiedet. Es ging dann über einen Höhenrücken in das Einzugsgebiet des Lake Huron. Es wurde merklich wärmer und die Siedlungsdichte nahm wieder zu. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch auf mehr Infrastruktur gefreut. Hundert Kilometer von einer Versorgungsmöglichkeit zu nächsten stressen schon ganz schön.
Das ist so eine „Wasserstelle in der Wüste“, die ich in den letzten Tagen immer herbeigesehnt habe. Die verkaufen alles: Sprit, Souvenirs, Feuerwerk, Dünger und Pepsi.Ein Schmuckstück am Ortseingang von Sault
Das Motel, was ich mir für die zwei Nächte ausgesucht habe, liegt am Stadtrand. Es wird von einem indischen Einwanderer betrieben. Ich bin wieder sehr zufrieden. Er hat mich mit etlichen Tipps ausgestattet, z.B. was Waschsalons und Sehenswürdigkeiten angeht. Die Zimmer sind für ein Motel seht komfortabel. Alles ist super sauber. Als ich ihn mein Anerkennung zeigte, war er sichtlich stolz.
Meine Erholungs-Oase für zwei Nächte. Wieder warm sicher und trocken.
Heute hatte ich eine unruhige Nacht. Für den nächsten Vormittag waren an meinem Startort schwere Gewitter angesagt. Dummerweise das gleiche auch für den Nachmittag und Abend an meinem Zielort, Batchawana Bay. Dazwischen liegen 75 Kilometer und auch wieder 650 Höhenmeter. Und weil das nicht genug ist, sollte ich auch straffen Gegenwind haben. Ich habe hin und her überlegt, wie ich da einigermaßen schadlos durch komme. Entweder mit der Abfahrt warten bis Mittag und das Risiko einzugehen, vor Batchawana Bay richtig nass zu werden oder vor dem Gewitter am Startort loszufahren und zu hoffen, dass es mich nicht einholt. Ich habe mich dann für den frühen Start entschieden. Um 6.45 Uhr bin ich vom Campingplatz gerollt.
Das wohl letzte Stück Boreal Forest. Kurz vor dem Regen.
Die Höhenmeter müsste ich gleich auf den ersten 25 Kilometer klettern. Als Trost habe ich mir zurecht gelegt, daß man dann vom Gegenwind abgelenkt ist. Nach dem ersten großen Berg war es dann soweit. Ich musste im strömenden Regen weiter. Zum Glück ist das Gewitter ausgefallen. Bei Regenfahrten geht es mit oft so, dass ich zu wenig trinke und die Pausen vernachlässige. Ich fahre dann auch ein strafferes Tempo in dem Gauben, ich bin schneller durch den Schlamassel.
Es ging alles gut, auch mein erste Bärenerfahrung. Ein Schwarzbär lief 150 Meter vor mir über die Straße. Die entgegenkommenden Autos hupten und er verschwand schnell wieder in Wald. Jetzt musste ich ein paar Sekunden später an der Stelle vorbei, wo er im Wald abgetaucht ist. Stehenbleiben war Blödsinn. Ich konnte den Bär ja nicht mehr sehen. Schnell vorbei sprinten ging auch nicht. Es ging bergauf. Also bin ich normal vorbei geradelt. Der Bär hat sich nicht mehr sehen lassen. Ich war doch irgendwie froh, als ich ein paar hundert Meter weiter war.
Kurz vor dem Ziel hatte es aufgehört zu regnen und weil das noch nicht genug Glück ist, kam ich an einer Applefritter-Lodge vorbei. Das sind Krampfen mit eingebackenen Apfelstücken. Die Dinger sind für mich eine der größten kanadischen Errungenschaften. Die Teile die es hier gab, waren so groß wie Bärentatzen.
Die Pancake Bay. Sie heißt tatsächlich so. Kurz nach dem Regen.
Mein Campingplatz für diese Nacht ist der letzte am Lake Superior. Er wird von vietnamesischen Einwanderern betrieben. Praktisch war, es gab auch ein vietnamesisches Restaurant auf dem Platz. Ich bekam also zu Abwechslung mal frisches gesundes Essen.
Heute bin ich im „Lake Superior Provincial Park“ unterwegs. Der erstreckt sich über das Nordostufer des Lake Superior. Er umfasst auch die Agawa Bay, mein Ziel für heute. Das sind neunzig Kilometer und 790 Höhenmeter. Es geht also wieder richtig bergauf und bergab.
Eine Wildgans und mal kein Adler als Wappentier von Wawa
Bevor ich richtig starte, habe ich mich in Wawa, das ist der Ort in der Nähe meines Zeltplatzes von letzter Nacht, noch einmal mit Verpflegung eingedeckt. Die nächsten zwei ein halb Tage sehe ich nicht einmal eine Tankstelle. Da muss ich genau kalkulieren. Ich will ja auch nicht zu viel auf mein Rad wuchten. Die Auswahl liegt immer auf den Produkten, die bezogen auf das Gewicht die meisten Kalorien enthalten. Erdnussbutter zum Beispiel: fünfhundert Gramm haben dreitausend Kilokalorien und eine Menge Eiweiß und Eisen. Ansonsten habe ich mich auf Oatmeal eingestellt – jetzt morgens und abends. Das ist schnell gemacht. Heisses Wasser darauf und fertig.
Die Verpflegung für 2 1/2 Tage
Jetzt führt die Straße wieder nah am Seeufer entlang. So hat man ab und zu auch einen schönen Blick auf die eine oder andere Bucht. Es gibt jetzt gar kein Besiedlung mehr. Wahrscheinlich ist das im Naturpark auch so gewollt.
Die Old Man Bay. Da fühle ich mich gleich willkommen
Mein Zelt steht heute direkt am Lake Superior. Ich werde also heute Nacht die Wellen rauschen hören. Der Campingplatz ist wieder einer, der von der Ontario Park – Verwaltung betrieben wird. Alles ist super gut organisiert. Wenn ich bei Anmeldung meine Telefonnummer sage, haben sie gleich alle meine Daten auf dem Schirm. Ich war schon zweimal auf den Plätzen der Ontario Parks, da ist man gleich registriert. Die Sanitäranlagen sind wieder in bestem Zustand.
Den Campingplatz vom White River Park habe ich heute zügig verlassen. Es stehen 126 Kilometer auf dem Plan. Die einzige Siedlung auf dieser Strecke ist White River. Dort wollte ich meine erste Kaffeepause machen. Bis dahin waren es 38 Kilometer.
Abschiedsbild vom White Lake
Das Stück bis White River hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. Ich glaube, daß lag daran, dass ich zu wenig gegessen hatte und nach den Anfangssteigungen unterzuckert war. In White River habe ich mir dann den Bauch mit Pancakes vollgeschlagen und dann war alles wieder gut. Wahrscheinlich muss ich Morgens die doppelte Portion Oatmeal essen, wenn nicht gleich eine Tankstelle für den Kaffee und das zweite Frühstück kommt. So macht man seine Erfahrungen.
Ab hier dann 90 Kilometer nichts mehr. Der Ortsausgang von White River
Ich musste lernen, dass Winnie Pooh hier seine Heimat hat. Irgend ein Fallensteller aus White River hat das Bärenbaby gefunden und dem Zoo in London vermacht. Vor hundert Jahren hat sich der Schöpfer der Figur im Londoner Zoo von diesen Bären zu seinem Buch inspirieren lassen.
Eine Kanadierin wollte mich vor dem „Denkmal“ fotografieren. Das war mir dann doch zu peinlich.
Die Strecke hatte heute etwas besonderes. Ab White River war sie als Bike Route ausgewiesen. Das habe ich an noch keinem Highway gesehen. Der Standstreifen war in sehr gutem Zustand. Es rollte gut. Was mir bei der großen Distanz sehr zu gute kam.
Rechts und links der Straße Wald, Flusssläufe und Seen, wie die Tage zuvor auch. In Europa wäre z.B jeder dieser Seen ein touristisches Highlight. Hier habe ich mich an den Anblick gewöhnt. Ich könnte jeden Tag zwanzig solcher Idyllen fotografieren. Aber irgendwann ist das gewohnte Kulisse.
Idylle 1Idylle 2Idylle 3Idylle 4
Am Ziel bin ich wieder am Lake Superior gelandet. Jetzt geht’s wieder am Ufer entlang bis ich ihn auf kanadischer Seite umrundet habe. Mit meinem Nachtquartier hatte ich wieder Glück. Der Campingplatz hat mir zum Preis eines Zeltstandplatzes eine Cabin angeboten. Ein richtiges Bett, Strom und ein festes Dach über dem Kopf. Ein Wasserhahn ist vor der Tür und die Duschen um die Ecke. Da habe ich nicht nein gesagt. Nach so einer langen Etappe eine gute Belohnung.
Die Nacht war kalt aber trocken. Ich habe auf alle Fälle ausreichend schlafen können. Heute Morgen war es windstill und auf dem See waberte ganz romantisch den Morgennebel.
Mein Standort heute Der Panne Lake um sechs Uhr morgens vor meiner Abfahrt
Ich musste mit der Abfahrt warten, bis der örtliche „Canadian Tire“ aufmacht. Das ist so ein Zwischending von Baumarkt und Freizeitausstatter. Da habe ich die Gaskartusche bekommen, die ich für meinen Kocher brauche.
Mit dem Panzer zum Einkaufen? Nein, das obligatorische Kriegerdenkmal
Außerdem hatte ich wieder Mal Glück im Unglück. Als ich vom Campingplatz rollte, merkte ich, daß eine Rahmenschraube zur Befestigung meines Gepäckträgers am Rad fehlt. Als ich zu Hause meine Sachen packte, habe ich überlegt, ob ich die kleine Schachtel mit verschiedenen Mutter und Schrauben einpacke. Zum Glück habe ich das getan. Eine passende Schraube war dabei. In einer Viertelstunde war das Problem behoben. Leider kann ich jetzt die zwei kleinsten Ritzel nicht mehr schalten. Da das Gewinde im Rahmen kaputt ist, musste ich eine Mutter innen ansetzten. Schalte ich doch ausversehen auf ein kleines Ritzel, verklemmt sich die Kette. Um sie wieder frei zu bekommen, muß ich das Hinterrad ausbauen. Das heißt, Gepäck ab und danach wieder rauf. Zweimal ist mir das heute passiert. Abends habe ich den unteren Anschlag der Schaltung so verstellt, dass die Kette nicht mehr auf die kleinen Ritzel fallen kann. So richtig schnell fahren kann ich jetzt also nicht mehr.
Die Strecke heute war kurz, nur 65 Kilometer. Es war auch längst nicht mehr so bergig. Ich fahre die nächsten zwei Tage weg vom Ufer des Lake Superior. Da passt sich die Straße eher der Topographie an und folgt nicht immer paralell der Uferlinie. Jedes Tal mit einem Zufluss zum Lake bedeutete immer, runter auf Seehöhe und auf der anderen Seite gleich wieder hoch.
Ich bin jetzt im Boreal Forest unterwegs. Das sind die nordische Urwälder, wie es sie auch in Sibirien gibt. Kanada und Russland haben den größten Anteil an diesem Wäldern. Die Nähe zur Arktis spürt man schon. Ich weiß nicht wann ich im Juli mal Temperaturen unter Zehn Grad erlebt habe. Wenn die Sonne weg ist, wird es schlagartig kalt. Ich muss auf dem Rad ständig die Jacken wechseln. Aber Hauptsache, es bleibt trocken. Die Prognose für die nächsten Tage sieht auch so aus – zum Glück.
Mitesser aus dem Boreal Forest
Mein Campingplatz liegt im White Lake Provincial Park. Ontario lässt sich die Anlagen richtig etwas kosten. Das ist der größte Campingplatz, den ich je gesehen habe. Er ist in einem bestimmt vier Quadratkilometer großen Wald eingerichtet. Es gibt richtig große Stellplätze, eine super modernes und sauberes Sanitärgebäude.
Mein Start in den Tag hat sich heute verzögert. Bis um Zehn groß es wie aus Kannen. Bei Temperaturen, die nicht einmal zweistellig waren, wollte ich nicht im Regen losfahren. Ich war unruhig, weil ich heute nochmals eine hundert Kilometer Etappe einlegen wollte.
Wasser und Himmel haben noch die gleiche Farbe Nach zwei Stunden war der Himmel wieder blau
Mein eigentliches Ziel war ein Provincial Park, direkt am Ufer des Lake Superior. Die Wetterprognose war für diesen Standort war: Nebel ab 16 Uhr und Temperatur 7 Grad. Ich hätte also gleich nach dem Zeltaufbau in meinem Schlafsack kriechen müssen. Also arbeite ich mich noch 20 Kilometer weiter Richtung Osten. Mein neues Ziel war dann Marathon.
Marathon ist erheblich größer. Es gibt einen „Tim Hortons“ und andere Restaurants, wo ich mich bei der Kälte aufhalten könnte. Außerdem kann ich im Supermarkt meine Vorräte auffüllen.
Marathon. Nichts aufregendes. Gewissermaßen eine große Servicestation für die Bewohner im Umkreis von 100 Kilometern
Die heutige Etagen war wie die gestern, eine richtige Bergetappe. Zum Schluss standen wieder tausend Höhenmeter zu Buche. Der Wind hat aber mitgespielt. Er kam zeitweise sogar von hinten. In den ersten Kilometern könnte ich den Lake Superior noch einige Male sehen. Dann ging es weiter oben durch die Berge und Wälder. Ich werde wohl in der zweiten Hälfte meiner Tour genauso viele Höhenmeter klettern, wie in der ersten. Obwohl ich die Rocky Mountains zu Beginn erklommen habe.
Das ist keine Drohen-Aufnahme. Ich stehe auf der Talbrücke über den Little Pic River
Der Campingplatz für heute Abend ist wieder einer, der von der Kommune betrieben wird. Er liegt an einem kleinen See und ist tip-top. Es gibt saubere Duschen und Toiletten. Diesmal liegt mein Schlafplatz auch nicht an einem Highway oder einer Bahntrasse. Das wird bestimmt eine ruhige Nacht. Ich bin froh, dass ich meinen Nepal -Schlafsack mitgenommen habe! So kann ich ohne zu frieren schlafen.
Der Tag hatte es in sich. Einstellige Temperaturen am Morgen hatte ich Mitte Mai in den Rocky Mountains. Heute zeigten die Thermometer in Ontario acht Grad an und das den ganzen Tag über. Also holte ich die warmen Sachen wieder raus. Zu allem Übel sollte es in der kommenden Nacht bis in den nächsten Vormittag hinein regnen. Das ist bei diesen Temperaturen alles andere als angenehm. Also verlängerte ich die geplante Etappe und leistet mir für die Nacht ein Motel. So ist es kein Problem, wenn ich den nächsten Morgen erst nach dem Regen losfahre. Die Gefahr, dass ich mich erkälte ist auch gebannt.
Die Anforderungen der Strecke erhöhten sich durch die Planänderung merklich. Die Distanz wuchs wieder auf einhundert Kilometer an. Zusätzlich musste ich 1070 Höhenmeter klettern. In den Rocky’s habe ich soviel Höhenmeter immer in erheblich kürzeren Strecken absolviert. Das war also die absolute Bergetappe der Tour.
Gleich nach meinem Start: die Nipigon River Bridge im Morgenlicht. Ich bilde mir ein, man sieht, wie kalt es ist.
Das Gute der heutigen Fahrt war, daß wenn man richtig Höhe gewonnen hat, einen super Blick auf den Lake Superior hat. Die Straße war erheblich weniger durch Trucks befahren und meist war der Standstreifen bereit und in Super Zustand.
Der Lake Superior von oben.
Heute fiel mir besonders auf, daß viele Autofahrer zum Gruß anerkennend hupen. Als ich an der ersten Tankstelle meinen Kaffee holte, war ich schon Gesprächsthema bei den anwesenden Truckern. Ein Autofahrer, den ich auf dem Campingplatz getroffen habe, machte dort auch Frühstück und hat alle Anwesenden erst einmal über mich informiert. Das Interesse ist, glaube ich, immer ehrlich. Heute ist mir sogar passiert, dass ein Polizist, der auf der Strecke einen Unfall aufnahm, mir einen „nice day to Ride“ wünschte. In Deutschland ist mir so etwas noch nie passiert.
Der Wetterumbruch am Nachmittag: plötzlich Nebel über dem See…und Nebel in den Bergen. Ich musste die zweite Jacke noch drüber ziehen.Ein Laden im Pays Plan Indian Reserve Nr. 51. Hier habe ich mir eine banale Cola geholt.Das rettenden Motel in Schreiber: warm-sicher-trocken und *rschteuer.
Heute ist Halbzeit. Von den 6700 Kilometer Gesamtstrecke ist die Hälfte absolviert. Die Zeit ist so schnell vergangen. Ich bin froh, mir jeden Tag etwas in den Blog geschrieben zu haben. Da kann man die vielen Eindrücke besser abrufen.
Es war ganz angenehm, heute am Samstag früh morgens aus Thunder Bay zu fahren. Die Straßen waren so gut wie leer. Über Nacht hat es geregnet. Die Temperatur lag bei meinem Start bestimmt unter fünfzehn Grad. Da es aber ständig auf und ab geht wurde mir schnell warm.
Ich fuhr zuerst über zwei Stunden auf der Lakeshore Road, parallel zum Highway, am Lake Superior entlang. An dieser Straße kann man viele schöne und gepflegte Häuser sehen. Meist haben sie Seeblick. Es ist bestimmt nicht billig, hier zu wohnen. Der Wild Goose Park mit Strand war noch unbevölkert. Es erstaunt mich immer wieder, wie viel auch kleine Gemeinden in öffentliche Einrichtungen, wie solch einen Park investieren.
Der Wild Goose Park Lake Superior am Morgen
Die Strecke war heute unspektakulär. Es wurde noch einmal bergiger. Der blöde Wind kam heute den ganzen Tag von vorne. Hundert Kilometer gegen diesen Widerstand anzutreten kostet Körner. Ich war froh, daß ich einen Platz auf dem Campingplatz vom Stillwater Park bekommen habe. Der Park gehört zur Gemeinde Nipigon. Ich bin jetzt an der nördlichsten Ecke des Lake Superior. Hier gibt es ein markantes Bergmassive, den Red Rock. Davon und von der Nähe zum See profitiert der Ort.
Das Red Rock MassivWerbung an einem Dorfladen. „Haven“ war stark übertrieben. Es gab Schokoriegel aber keine Fahrrad-Ständer.Komisch, dass Trier und Antwerpen hier in entgegen gesetzter Richtung liegt. Trotzdem lustiger Einfall.
Der Highway, den ich in der zweiten Tageshälfte gefahren bin, ist Terry Fox gewidmet. Er wollte 1980 durch ganz Kanada gelaufen und hat Spenden für die Krebsforschung gesammelt. Er selbst war krebskrank und lief mit einer Beinprothese. Nach über 5300 Kilometern musste er krankheitsbedingt aufgeben. Ein Jahr später ist er dann gestorben. Besonders bewegt hat mich, daß er 5 Tage nach mir geboren ist und starb, als ich mein erstes Studium beendet hatte.
So ein Ruhetag scheint manchmal subjektiv gar nicht unbedingt nötig. Ich könnte ja auch noch ein paar Tage weiter fahren. Wenn er dann aber doch stattfindet, ist man nach ein paar Stunden ganz dankbar für die Pause.
Ich saß fast den ganzen Vormittag in der Sonne im Marina Park von Thunder Bay. Die Entspannung zahlt sich bestimmt aus. Vor allem, weil ich gestern Abend noch den nächsten 700-Kilometer-Abschnitt bis zur nächsten „Großstadt“ vorgeplant habe. Bis Sault Ste. Marie geht’s in neun Etappe dann richtig zu Sache. Es sind neben der Distanz noch täglich 500 bis 900 Höhenmeter zu klettern. Also ist heute gewissermaßen „Ruhe vor dem Sturm“.
Beine hoch!Ein Restaurant im Park
Eine richtig lange Pause mache ich dann zusammen mit meiner Frau in drei Wochen. Sie kommt mach Toronto und wir verbringen 10 Tage zusammen. Wir haben mit der Organisation schon angefangen: Flug, erstes Hotel, Mietwagen usw. Dadurch wird das alles schon greifbar.
Thunder Bay ist eine ausgewachsene Hafenstadt. Ich habe nicht schlecht gestaunt hier auch richtige Hochsee-Pötte im Hafen zu sehen. Bis zum Atlantik sind es noch über zweitausend Kilometer!
Der Marina Park ist eigentlich das Juwel der Stadt. Die Anlage ist gepflegt und schön gestaltet. Das obligatorische Kriegerdenkmal fehlt nicht. Irgendwie bedrückend, dass kanadische Matrosen ihr Leben lassen mussten. Sie kommen aus einem Land, das noch nie einen Krieg auf dem eigenem Territorium erleben mussten. Warum sind sie nicht einfach zu Hause geblieben? Als Äquivalent gibt es auch ein Tai Chi-Areal nebenan.
Das Denkmal für die im zweiten Weltkrieg gefallenen Marinesoldaten Tai Chi. Als Ausdruck inneren und äußeren FriedensDer Lake Superior. Zweitgrößter Süßwassersee der Welt
In der Stadt gibt es einen International Friendship Garden. Dort haben alle Nationen eine Objekt gestaltet. Übrigens gibt es in Thunder Bay die größte finnische Community in Kanada. Schockiert war ich vom deutschen Beitrag im Park. Banaler geht es nicht. Einfach zum Schämen.
Die deutsche OBI Hütte im Friendship Garden …im Kontrast dazu der italienische Beitrag.