31.08.2023 Digby. Tag 105 – 6282 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Es hätte alles so einfach sein können. Heute stand nur die Fahrfahrt von Saint John nach Nova Scotia an. Um noch mal richtig Stress in meine Tour zu bringen, habe ich meinen Rucksack verloren. Darin war nur eine wichtige Sache, mein Reisepass. Die Zeit bis zur Abfahrt meiner Fähre wollte ich nutzen, mir noch etwas von Saint John anzuschauen. Ich bin bis zum Lookout Point am Saint John River gekommen. Hier habe ich ein paar Fotos gemacht und dabei meinen Rucksack abgelegt. Ich bin dann weiter gefahren, aber ohne meinen Rucksack. Als ich das nach fünf Minuten bemerkte, fuhr ich gleich zurück. Der Rucksack war weg. Keiner hat ihn gesehen. Alle Bars und Läden in der Nähe waren noch geschlossen. Da konnte also nichts abgegeben werden. Großer Mist!!!

So war mein Vormittag damit gefüllt, dass ich mit der Polizei in Saint John und dem Konsulat in Halifax telefoniert habe. Ich musste Kopien meiner Dokumente aus aus dem Netz herunterladen und einen Passantrag auf dem Handy ausfüllen und alles per Mail versenden.

Die Polizei in Saint John war sehr schnell und hilfsbereit. Innerhalb von einer Stunde und mit zwei Telefonaten war meine Anzeige aufgenommen und ich hatte die Report-Nummer. Die brauche ich, um beim deutschen Konsulat überhaupt etwas anschieben zu können. Die Honorar-Konsulin in Halifax war auch sehr kooperativ. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich bis zum nächsten Donnerstag ein Ersatzdokument für die Ausreise habe.

Als ich an Bord der Fähre war, hatte ich erledigt, was zu erledigen war. Ich habe einen ausgeprägten Hang zu Selbstzerfleischung. Darum dauert es immer, bis ich Abstand von dem habe, was ich nicht mehr ändern kann. Zum Glück habe ich eine Frau die mich dann wieder ins Gleichgewicht bringt. Es hätte auch schlimmer kommen können, sagt sie, und sie hat recht. Im schlimmsten Fall muss ich meinen Rückflug umbuchen, wenn das Ersatzdokument nicht fertig wird.

Bei dem Foto war der Rucksack noch da…das Handy stand davor.

Von Saint John hatte ich den Umständen geschuldet, nicht viel. Es ist eine Industrie- und Hafenstadt. Der IRVING Konzern hat hier seinen Sitz. Das Highlight sind die Stromschnellen des Saint John River bevor er in den Atlantik mündet. Genau bis dahin bin ich auch gekommen.

Die Reversing Falls
Die Irvin Papierfabrik, direkt am Saint John River. Schön ist anders. Es riecht auch nicht gut.

Für Ablenkung hat auch gesorgt, daß ich auf der Fähre ein radfahrendes Paar wiedergesehen habe, dem ich schon einmal in Alberta begegnet bin. Die Bikepacker-Welt ist klein. Die beiden habe Verwandte hier in der Gegend und lassen sich mehr Zeit, in Halifax anzukommen.

Hinter mir New Brunswick. Die schlechte Laune bekomme ich nicht aus dem Gesicht
Vor mir Nova Scotia

Ich übernachte heute in Digby . Das ist der Ort auf Nova Scotia, an dem auch die Fähre anlegt. Es war Ebbe, als wir anlegten und im ersten Moment erinnerte mich die Landschaft an die baskische Küste. Da gibt es auch viele Buchten, die bei Ebbe auf die gleiche Art „leerlaufen“.

Digby bei Ebbe

Morgen steige ich wieder auf das Rad. Dann habe für die letzten drei Tag wieder Wind um die Nase und andere „Sorgen“, die dann mit dem Radfahren zu tun haben.

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30.09.2023 Saint John. Tag 104 Regenpause

Heute hat es den ganzen Tag geregnet. Die Gelegenheit für eine Auszeit. Auch weil ich elf Tage hintereinander auf dem Rad saß, kommt mir eine Pause sehr gelegen. Sie letzte Auszeit hatte ich hinter Montreal. Seit dem bin ich achthundertfünfzig Kilometer gefahren. Ich habe sozusagen Quebec und News Brunswick in einem Rutsch absolviert.

Durchgehend nass

Ich bin heilfroh, daß ich den Tag nicht im Zelt verbringen muss. Es gießt wie aus Kannen. Als der Regen schwächer war, nutzte ich die Gelegenheit mir im Supermarkt etwas zu essen zu holen. Ich finde Zeit für eine Fahrradwartung und kann viel Lesen.

Stundenlanger Wolkenbruch

Ich komme auch dazu, die letzten Etappen für Nova Scotia zu planen. Es geht dort doch bergiger zu, als gedacht. Deshalb werde die Distanz bis Halifax wohl in drei Abschnitte und einen kurzen teilen. Die Zeit dafür reicht aus, denn den Rückflug von Halifax habe ich mit Zeitreserve gebucht. Am 7. September steige ich abends in den Flieger und lande am Tag darauf morgens in Frankfurt. In neun Tagen bin ich wieder zu Hause.

Ich habe mir angesehen, welche Resonanz mein Blog findet. Das hätte ich nicht erwartet: über zweitausend Zugriffe. Die meisten natürlich von Deutschland aus. Die Spannweite aber, reicht von den Philippinen bis nach Nikaragua (liebe Grüße an meine Cousine).

Die Länder, von denen aus auf meinen Blog zugegriffen wurde

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29.06.2023 Saint John. Tag 103  – 6286 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Diese Etappe hat mir schlaflose Nächte bereitet. Heute ist der letzte trockene Tag, bevor wieder ein Regen-Gebiet über meine Region hinweg zieht. Einen Tag warten ist also keine Option. Das größte Problem ist der Gegenwind mit 50 km/h. Dazu kommt noch eine Etappenlänge von fast hundert Kilometern und über sechshundert Höhenmetern. Ich war nicht sicher, ob ich das schaffe. Da der starke Wind erst Nachmittags zuschlägt, war die einzige Möglichkeit, zu versuchen, vor dem Starkwind am Ziel zu sein. Also fuhr ich gleich nach Sonnenaufgang los. Mein Glück war, durch den jetzt schon starken Wind gab es keinen Nebel.

Herbstliche Morgenstimmung kurz nach Sonnenaufgang

Nach fünf Kilometern musste ich feststellen, dass Komoot wieder einmal falsche Angaben macht. Die vorgeschlagene Route verlief zum Anfang über einen zwanzig Kilometer langen Radweg durch ein großes Moor. Als ich in den Weg einbog stand ich auf einer Sandpiste. Nach Hundert Metern drehte ich um und fuhr einen Umweg über eine  zwar auch nicht befestigte, aber zumindest eine gewalzte Straße. Das hat mich noch einmal ein paar Kilometer extra gekostet. Und das alles unter Zeitdruck in Erwartung des starken Windes.

Danke Komoot!
Die Alternative

Als ich dann wieder auf einer richtigen Straße unterwegs war, lag ich zeitlich immer noch gut im Rennen. Das Ganze hat mich aber einen Menge Energie gekostet, die ich für zwei steile Anstiege brauche. Eine dritten hätte es nicht geben dürfen.

Eine schöne alte Scheune

Die Straße hatte ich wieder für mich allein. Es gab kaum Verkehr. Die Landschaft ist wie ein deutsches Mittelgebirge. Es gibt viel Wald und es geht ständig auf und ab.

Wald ohne Ende.
Leere Straße. Das habe ich mir in Ontario oder Manitoba gewünscht.

Gegen Ende der Strecke hatte ich links von mir wieder den Saint John River. Dann. Ging es flacher bis ans Ziel in Saint John. Ich habe mir ein Motel am westlichen Stadtrand genommen, um heute nicht noch durch die relativ große Stadt fahren zu müssen. Und es liegt in der Nähe zum Fähranleger. Übermorgen geht’s dann nach Nova Scotia. Von meinem Motel aus kann ich schon den Atlantik sehen.

Der Saint John River kurz vor der Mündung in den Atlantik
Der Atlantik. Vor hundert Tagen habe ich Fotos vom Pazifik gemacht.

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28.08.2023 Waasis. Tag 102 – 6186 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Frisches Erwachen! Acht Grad und Nebel, so begrüßte mich der Morgen. Zum Glück hatte ich heute nur knapp über siebzig Kilometer auf dem Plan. Ich konnte also einigermaßen gelassen abwarten, bis der Nebel nicht mehr so dicht war. Ich wollte mich bei diesen Sichtverhältnisse nicht auf die Straße wagen.

Gleich ist er weg … der Nebel

Es ging also – wie die letzten Tage auch am Saint John River entlang. Inzwischen hat er eine beachtliche Breite. An manchen Stellen bildet er Seitenarme und wirkt dann wie ein riesiger See. Am schönsten sind die Momente am Morgen, wenn sich der Nebel gerade verzogen hat und die Sonne noch tief steht.

Der Nebel liegt wie eine Decke auf den Fluß
Eine klare Sache…. der Saint John River bei Kingsclear

Im letzten Drittel der Strecke habe ich dann Fredericton, die Hauptstadt von New Brunswick, passiert. Mehr als passieren war es tatsächlich nicht. Die Stadt hat nicht einmal sechzigtausend Einwohner. Da ist man schnell durch. Eine größere Bedeutung für die Provinz hat Saint John, mein Ziel für morgen

Verwaltungsgebäude im britischen Stil sind die architektonischen Highlights

Die Umgebung von Fredericton ist – wie so oft in Kanada – sehr sumpfig. Ich bin froh, daß die Mücken mich trotzdem in Ruhe lassen. Ich kann unbehelligt auf den Radweg vorbei rollen. Die Radwege sind in der Stadt und Umgebung übrigens sehr gut ausgebaut. So habe ich das woanders in Kanada nicht gesehen, vielleicht noch in Vancouver.

Heute habe ich mich in ein Motel gerettet. Kraft tanken für morgen. Das wird vielleicht die schwerste Etappe. Gegenwind, Höhenmeter und Etappenlänge fallen ungünstig zusammen.

Ich nutze die noch vorhandene Sonne, um mein Zelt zu trocknen.
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27.08.2023 Nackavic. Tag 101 – 6108 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute fing der Tag an, wie ein Sonntag anfangen muss. Ich bekam bin meinem Motel sogar Frühstück. Der Tag sollte trocken bleiben und keinen Wind aus der falschen Richtung bringen. Ich hatte am Abend dann fünfundachtzig Kilometer „auf der Uhr“. Das Höhenprofil stellte mir dann einige Herausforderungen. Die Straße, die ich nutze, verläuft direkt neben dem Saint John River. Jeder Zufluss, ob Bach oder Fluss bedeutet steil bergab und auf der anderen Seite genauso steil bergauf. Ganz unten ist dann die Brücke. Vor allem die erste Hälfte war in dieser Beziehung belastend.

Berg und Tal. Wie steil das ist, sieht man leider nicht.
Einer der unschuldigen Zuflüsse

Sonst war die Fahrt entspannt. Es gab noch weniger Verkehr wie gestern, weil heute Sonntag ist. Und weil Sonntag ist, gab’s auch eine Kuchenpause bei Tim Hortons in Woodstock.

Es gibt noch ein Woodstock. Das mit dem berühmten Festival 1969, liegt in US-Bundesstaat New York.
Dauerparker
Hier ist der Saint John schon so breit wie die Elbe
Ein schönes Häuschen am Fluss

Auf der zweiten Hälfte habe ich mich dann verfahren. Aufmerksam gemacht hat mich ein. Streifenwagen der Polizei. Die Straße, die ich aus Versehen genommen habe führt direkt auf die Autobahn. Er erlaubte mir, bis zu nächsten Ausfahrt auf dem Highway zu fahren. In Deutschland nicht vorstellbar! Das Angebot brachte mir aber nichts. Das hätte mich zu weit von meiner Route geführt. Also bin ich den Berg wieder runter und an der richtigen Stelle abgebogen, die mir Komoot angezeigt hat. Nach ein paar Kilometern stand das ein Schild “ Straße zu Ende“. Ich war bedient. Dann habe ich es darauf ankommen lassen und bin an der Barriere vorbei weiter nach Komoot-Routenvorgabe gefahren. Der Knackpunkt war, daß es eine Brücke auf der Route gab. War die Straße gesperrt, weil die Brücke kaputt war? Wenn ja hätte ich voll ins Nasse gefasst. Aber es war nicht so die Brücke stand. Glück gehabt. Das sonst wären aus fünfundachtzig Kilometer hundertundzehn geworden.

Die Brücke, dir mir den Tag gerettet hat.

Nach diesem Krimi war ich dann auch schon fast am Ziel. Der Campingplatz war fast leer. Vor zwei Wochen hätte hier Zelt an Zelt und Wohnwagen an Wohnwagen gestanden. Es wird eben Herbst. Ich bekam sogar ein Upgrade: Strom und Wasser umsonst. Der Platzwart habe ich dafür mein Bärenspray geschenkt. Das brauche ich nun nicht mehr.

Eine ganz ungestörte Nacht ist zu erwarten.
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26.08.2023 Florenceville. Tag 100 – 6023 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute habe ich gleich zwei „statistische Marken“ erreicht: Ich bin seit hundert Tagen in Kanada unterwegs und ich bin heute sechstausend Kilometer ab Start in Vancouver geradelt.

Der Blick zurück an der 6000-Kilometer-Marke

Leider war der Tag alles andere als ein Feiertag. Es hat die ganze Nacht geregnet und am Morgen auch nicht aufgehört. Ich musste also bis Mittag im Regen fahren. Zum Glück war – anders als gestern – heute kaum Wind. Meine Gorotex-Jacke hat wieder beste Dienste geleistet. Ich bin froh, das teure Stück angeschafft zu haben. So bin ich „obenrum“ trocken geblieben und habe nicht gefroren. Es waren heute Vormittag nur fünfzehn Grad.

Die Wasserfälle des Grand-River. Sie liegen mitten in der Stadt Grand Falls

Insgesamt bin ich heute 87 Kilometer gefahren. Die 640 Höhenmeter waren auch beachtlich. Die Straße war nicht immer im besten Zustand, ich hatte sie aber fast für mich allein. Sie führt immer am Saint John River entlang. Dadurch hatte ich ab und zu einen schönen Blick auf den Fluß. Meistens aber versuchte ich im durchgehenden Grau des Himmels ein Spur von Auflockerung zu finden. Mittags war es dann soweit. Als es dann um 15 Uhr wieder gewitterte, war ich gerade im Motel.

Hier ist die Besiedlung wieder viel geringer als zum Beispiel am Sankt Lorenz Strom. Kein Boots-Anleger oder anderes Menschengemachtes stört das Bild
Idylle mit Birke

Das Ziel, die Stadt Florenceville nennt sich „French Fry Capital of the World“. Hier hat ein gewisser McCain in den 50er Jahren sein Pommes-Imperium gegründet. Die Firma ist Weltmarktführer, beliefert McDonald’s und hat 22.000 Mitarbeiter Ein Potato-Museum gibt es hier auch. Ich bin als Kartoffel im Kartoffel-Land unterwegs.

Eine unscheinbare Firmenzentrale. Sicherlich nur als Statement gemeint. Es gibt bestimmt noch einen Glaspalast.
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25.08.2023 Grand Falls. Tag 99 – 5936 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Das Wetter wird immerhin wechselhafter. Ich muß meine Tourplanung täglich anpassen. Heute steht Starkwind auf dem Plan. Zu meinem Unglück kommt er von vorn. Zu meinem Glück aber erst ab Mittag. Also steht heute eine Sprint-Etappe an. Ich muss bis elf Uhr mein Ziel erreicht haben. Als Ziel kommt dann nur Grand Falls in Frage. Bis dahin sind es sechszig Kilometer.

Anfahrt im Morgengrauen. Durch die neue Zeitzone ist es erst um Sieben richtig hell.

Sie Strecke führt über ein kaum befahrenen Straße. Das kommt mir bei dem Wind sehr entgegen. Links von mir ist – mal mehr mal weniger nah – der Trans-Canada-Highway. Rechts von mir ist die US-Grenze. Sie verläuft hier in der Mitte des Saint John Rivers, der Richtung Atlantik fließt.

Der Saint John River im Morgenlicht
So nah sind die Vereinigten Staaten.

Die Landschaft ist wenig spektakulär. Es geht moderat auf und ab. Viele Wald gibt es nicht. Die meisten Flächen werden durch Farmen bewirtschaftet.

Weidewirtschaft ist bestimmend.

Mir viel auf, daß an den Häusern immer häufiger Fahnen zu sehen sind, die ich nicht kenne. Eigentlich ist es die französische Trikolore mit einem gelben Stern. Ich habe dann heraus gefunden, dass ich durch das Siedlungsgebiet der Akadier fahre. Das sind Nachkommen französischer Siedler. Die wurden durch die Briten erheblich drangsaliert, anders als die Quebec-Franzosen. Wenn ich die Akadier hier reden höre, erkenne ich nicht einmal, daß es sich um einen französischen Dialekt handelt. Das sympathische aber ist, daß sie wie selbstverständlich ist Englische wechseln, auch die Älteren.

Die Akadische Flagge im Vorgarten

Den ganzen Nachmittag regnete es. Ich bin heilfroh, eine feste Unterkunft zu haben. Mit viel Glück ist die Regenfront dann morgen früh durchgezogen.

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24.08.2023 Edmundston. Tag 98 – 5878 Kilometer

Ein herbstlicher Morgen. Als ich heute morgen die Augen aufmachte, sah ich erst einmal recht wenig. Dicker Nebel waberte über den Campingplatz. Ich baute erst einmal mein Zelt ab und machte Frühstück. Meine Hoffnung war, daß sich die dicke Suppe bis dahin aufgelöst hat. Dem war aber nicht so. Also rolle ich fünfhundert Meter bis zur nächsten Tankstelle. Diese hatte eine McDonald’s Filiale. Also stockte ich mein Frühstück um Pancakes auf. Schaden kann das nie.

In der Tankstelle hatten sich schon die Senioren des Dorfes zum Morgenplausch versammelt. Eine ältere Dame konnte englisch und fragte mich ausgiebig aus. Das übersetzte sie dann für die anderen Herrschaften. Als die Neugier dann einigermaßen befriedigt war, durfte ich, versehen mit den besten Wünschen, weiter. Der Nebel hatte sich dann auch verzogen.

Herbst am 24. August

Als ich dann auf der Strecke war, lagen sechszig Kilometer vor mir. Das ist nicht allzu lang. Es gab aber (zum Glück) gleich zum Anfang zwei harte Steigung. Das ist zu erwarten. Schließlich bin ich im Mittelgebirge unterwegs.

Meist geht meine Route auf einer Straße rechts oder links der Autobahn entlang. Andere Alternativen gibt es nicht.

Durch den immer noch vorhandenen Nebel sah ich nicht viel vom Nationalpark Temiscuoata. Zum Park gehört ein See. Es gibt wohl eine Menge Trails. Die Kanadier lieben aber besonders das Canouing. Jeder zweite hat ein Kanu auf dem Auto-Dach. Man kann sie auch überall ausleihen. Gewässer gibt es in Kanada auch ohne Ende und in allen Varianten.

Der Lac Temiscuoata

Zwei Highlight standen heute an: ich erreiche die nächste Provinz und die letzte Zeitzone. Knapp hinter der Hälfte der Strecke war Quebec zu Ende und New Brunswick begann. jetzt habe ich nur noch fünf Stunden Zeitunterschied zur MESZ. Das war das letzte Mal, daß ich meine Uhr umstellen musste.

Der wohl längste Wanderweg der Welt.

Genau auf der Provinzgrenze stieß ich auf den „Trans Canada Trail“, den Wander- und Radweg quer durch Kanada. Ich bin dann darauf bis ins Ziel geradelt. Der Weg ist aber geschottert. Unvorstellbar, hier große Distanzen abzuradeln. Das kostet doppelte Kraft.

An der Stadt habe ich leider nicht viel reizvolles entdecken können. Sie muß aber eine gewisse Bedeutung haben. Es gibt einen Airport. Ein Eisenbahn- und Automuseum habe ich auch gesehen

Am liebsten sind mir Loks, die sich nicht mehr bewegen. Dann hupen sie auch nicht und rauben mir den Schlaf.

Ich war froher Erwartung, daß die Kommunikation nun einfacher wird. Meine nicht vorhandenen Französischkenntnisse und der Unwillen bzw. das Unvermögen vieler Franko-Kanandier in Quebec english zu reden, erschwerten den Alltag schon etwas. Als ich dann hier in New Brunswick auf die ersten Menschenansammlungen traf, musste ich feststellen, daß Französisch hier auch verbreitet ist. Auf jeden Fall nahm aber der Tim Hortons – Mitarbeiter meine Bestellung in Englisch entgegen, ohne das Gesicht zu verziehen. Ich habe dann gelesen, daß New Brunswick die einzige Provinz mit zwei Amtssprachen ist. Der französische Einfluss soll aber Richtung Süden merklich abnehmen.

Das beeindruckende Terminal von Edmundston Airport

Zur Belohnung habe ich mir heute eine feste Unterkunft gegönnt. Am preiswertesten war eine Ferienwohnung in der Stadt, direkt über einem italienischen Restaurant. Das Beste daran: Waschmaschine und Trockner standen zur Verfügung. Also beste Gelegenheit für große Wäsche.

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23.08.2023 Cabano Tag 97 – 5816 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute morgen weckte mich der Wind. Seit halb Fünf flatterten die Zeltwände. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Da es schon einigermaßen hell war, kroch ich aus meinem Zelt und bereitete den „Abflug“ vor. Die Versuche meinen Gaskocher für das Frühstück anzuwerfen waren erfolglos, zu viel Wind. Also bin ich nach dem Packen gleich los. An der Auffahrt zu Hauptstraße war eine Tankstelle mit „Tim Hortons“- Filiale. Ich bekam also noch einen Kaffee und die Kohlenhydrate für den sicherlich harten Tag. Der Härtegrad wurde weniger durch die Distanz (es waren nur knapp 70 Kilometer) sondern die ersten aggressives Steigungen und den Wind bestimmt.

letzter Blick vom Campingplatz auf den Sankt Lorenz Strom.

Ich musste noch einmal durch die Stadt, um die Richtung New Brunswick einschlagen zu können. Da Reviere du Loup am Hang liegt, mußte ich gleich zum Anfang drei bis vier steile Rampen hochsteigen. Dabei habe ich jedesmal den Mechaniker in Toronto verflucht, der mich um das größte Ritzel erleichtert hat, bloß damit der Antrieb nach Lehrbuch montiert ist.

Straßenszene … könnte auch in Frankreich sein
Das Kino im ehemaligen Theater der Stadt

Der Trost war, daß ich auf den ersten zwanzig Kilometern eine. komplett neue Straße ganz für mich allein hatte. Es gab auch wieder Landschaft. Es sah aus wie in Ontario am Lake Superior. Der Wind wurde durch dem Wald erheblich gemindert. Bei der Abfahrt am Campingplatz hatte ich noch Mühe, das Rad gerade zu halten

Platz ohne Ende… Ein Tag zum „Kilometer-Fressen“. Große Highlight sind nicht zu erwarten.
Versumpfte Nadelwälder, wie in Ontario

Die zweite Hälfte der Strecke war eine Fahrt durch eine Autobahnbaustelle. Die von Komoot vorgeschlagene Route parallel des Highways ließ sich nicht Fahren. Es gab die Straßen schlicht nicht mehr. Das war alles unter die Bagger gekommen. Augen zu und durch. In den Baustellen ist die Fahrbahn alles andere als komfortabel. Mir flog die Vorderlampe aus der Halterung. Die Kette blockierte weil sie auf das eigentlich gesperrte kleine Ritzel rutschte.

Der Campingplatz entschädigt dann wieder für vieles. Er liegt mitten im Wald. Ich habe viel Platz rund um mich. Gestern Nacht sorgte noch ein Schnarcher in der Nachbar-Parzelle für akustische Untermalung. Das passiert mir heute sicher nicht. Es gibt eine warme Dusche, Strom und Wasser ohne daß ich dafür extra bezahlen muß. Dazu kommt noch das die Betreiberin englisch spricht. Alles Gute ist beisammen an meinem letzten Stop in Franko-Kananda.

Fehlt nur noch das Rotkäppchen und der Wolf
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22.08.2023 Riviere du Loup. Tag. 96 – 5749 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Ich hatte eine ruhige Nacht auf meinem Campground. Außer mir waren noch zwei french-kanadische Radler auf den Nachbarn-Sites. Leider sprachen Beide kein Wort englisch. DiecKonversation war also begrenzt. Müde waren wir auch. Also waren alle schnell in ihren Schlafsäcken. Es gab auf dem Platz eine vollausgestattete Küche. Also war mein Aufwand für das Frühstück sehr gering. Ich musste meinen Kocher nicht auspacken. Als ich um Sieben im Sattel saß, schliefen  die anderen Beiden noch. Die Strecke ist heute knapp hundert Kilometer lang. Zu schaffen machte mir der Wind. Er kam heute schräg von vorn. Zum Glück  ging die Windgeschwindigkeit ab Mittag zurück.

Die Morgensonne scheint noch unter dem Tisch durch.

Die Strecke führte heute die ganze Zeit am Sankt Lorenz Strom entlang. Dabei ging es ständig auf und ab. So wurde mir schnell warm und die Ausblick auf das große Wasser ist von oben natürlich viel reizvoller.

Das ist kein Eisberg. Eine Felseninsel im Strom

Die Straße war fast leer.  Wahrscheinlich fuhren alle auf der parallel verlaufenden Autobahn. Ich hatte Zeit mir die Landschaft anzusehen. Alles wirkt jetzt viel europäischer. Es gibt viele Farmeon und ab und zu einen Traktor auf dem Feld. Dann liegt plötzlich ein Segelboot im „Dorfbach“

Ein tip top Pferdehof

Das waren heute meine letzten Kilometer am Sankt Lorenz Strom. Morgen biege ich nach Südosten ab, um dann übermorgen New Brunswick zu erreichen. Mein Campground für heute liegt direkt am Fähranleger. Somit ist der Abschied ganz unmittelbar. Acht Tage lang war ich nun an diesem mächtigen Gewässer unterwegs. Jetzt sind es nur noch tausend Kilometer bis zum richtigen Atlantik.

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