
Heute tritt wieder ein wichtiges Ereignis ein. Ich wechsel auf die Ostseite des Sankt Lorenz Strom. Somit verlassse ich das Kanadische Schild, wenn man so will, das geologische Kanada. Es werden wieder fast einhundertundzehn Kilometer. Dafür habe ich doppelt so viel Höhenmeter zu bewältigen, wie gestern.

Zuerst rolle ich erst einmal eine Stunde im Montagsmorgen-Berufsverkehr durch Quebec. Die Stadt unterscheidet sich schon erheblich von den anderen großen Städten, die ich in Kanada gesehen habe. Sie ist irgendwie „historischer“, an einigen Stellen fast mittelalterlich. Einen ausgiebigen Stadtbesuch habe ich schon mit meiner Frau gemacht. Ich halte mich also nicht weiter auf und erwischte eine Fähre auf die andere Stromseite kurz vor dem Ablegen. Die Fähre ist das leer. Es schippern mehr Fahrräder mit, als Autos. Auf alle Fälle hatte ich Gelegenheit die Stadt-Silhouette vom Wasser aus komplett zu sehen. Das hat mir gestern schon eine ältere Dame ans Herz gelegt, die mich auf der Straße angesprochen hat.

Auf der anderen Seite ging es ganz entspannt die ersten Kilometer auf einem neuen, breiten Radweg voran. Der wurde wohl auf einer alten Bahntrasse angelegt. Als der dann zu Ende war, ging es bergig weiter. Ich bin immer noch skeptisch, wie negativ sich der Radumbau auf die Kletterfähigkeit auswirkt. Die Anstiege waren mittelmäßig lang. Ich habe alles ohne Sauerstoffzelt geschafft. Soweit so gut.
Gleich hinter Quebec wird der Sankt Lorenz Strom richtig breit. Heute war es diesig. Dadurch verstärkte sich der Eindruck noch. Alles in Allem wird es jetzt merklich maritimer. Der Wind ist da und wechselt oft die Richtung. Es ist wieder kälter. Heute habe ich sogar in der Sonne gefroren, wenn ich halten mußte.


Die Landschaft ist stärker von Landwirtschaft geprägt. Man sieht größere Farmen und nicht nur Siedlungshäuser ohne Stall und Hof.

Mein Etappenziel Saint Jean Port Joli, ist touristisch ganz schön aufgepeppt. Überall Souvenirshops usw. Der Ort scheint gefragt zu sein. Die Motels hatte alle ihre Schilder „Complete“ auf die Straße gestellt. Ich hatte schon Bammel, daß ich keinen Platz auf dem Campingplatz bekomme. Es hat aber geklappt. Ein vernünftiger Preis und sogar Rasen.




