27.06.2023 Winnipeg. Tag 40 – Ruhetag

Heute war Ausschlafen angesagt. Ein zum Sonntag umdeklarierter Mittwoch. Das Ausschlafen habe ich auch einigermaßen hinbekommen. Ein bisschen innere Unruhe bleibt aber immer. Eigentlich hatte ich außer Sightseeing nur den Waschsalon und meine Fahrradwartung auf dem Plan.

Winnipeg ist die letzte große Stadt die ich für die nächsten zweitausend Kilometer zu sehen bekomme. Dann bin ich nämlich in Toronto. Dazwischen liegt nur Provinz geschmückt mit viel Wald und vielen Seen.

Winnipeg ist die Hauptstadt von Manitoba – eine richtige Großstadt. Du findest Hochhäuser, massive Altbauten, Parks, Museen und sogar so etwas wie ein Szeneviertel. Winnipeg hat mir nach Vancouver bisher am besten gefallen.

Street Art vom Feinsten
Highschool Abschluss

Das Wetter war miserabel. Es regnete den ganzen Vormittag. Das habe ich im Waschsalon und in einem Tim Hortons abgesessen. Also nicht weiter tragisch. Die Chefin vom Waschsalon hat mir mit einer Engelsgeduld das Regime in ihrem Laden erklärt. Nach einer Stunde hatte ich wieder sauber Klamotten. Der Waschsalon war ganz gut besucht. Es gibt anscheinend eine ganze Menge Leute ohne Waschmaschine. Ich glaube ein Teil der Kunden waren obdachlos. Von diesen Menschen habe ich relativ viele gesehen, mehr als in Vancouver.

Ein Waschsalon ist ja nicht so interessant. Die Oma hat sich aber mit ihrem Stuhl genau vor die Maschine gesetzt und dieser eine halbe bei der Arbeit zugesehen… Fand ich lustig.
Die Aussicht vom Waschsalon aus. Interessanter als eine drehende Waschmaschinen-Trommel.

Der Radladen war eine echte Bereicherung. Er war kaum zu finden. Die Lage ist ungewöhnlich: er liegt in einem Keller. Der Chef erklärte mir, dass sie genau dort angefangen haben und nicht wechseln wollen. Der Laden liegt in einem solchen Szeneviertel. Nur hier gibt’s eigentlich Radfahrer in ausreichender Anzahl. Das Kellergefühl macht auch den Charme des ganzen aus. Die Kunden schleppen ohne zu murren ihre Räder die Treppe runter und wieder rauf. Ich habe meine Kette überprüfen lassen. Tatsächlich ist sie nach 2500 Kilometern schon zu sehr gestreckt. Ganz schnell hatte ich eine neue Kette, ein neues Rücklicht (das alte habe ich verloren) und eine neue Luftpumpe aus Alu (die alte hat nach zehnmal Pumpen den Geist aufgeben). Logischerweise wurde ich wieder interessiert ausgefragt. Diesmal wollte ein Mechaniker auch seine Belgien-Urlaubs-Erfahrungen mit mir teilen.

Suchbild: Finde den Radladen!
Kultig. Mit Perserteppich unter den Retro-Bikes

Erwähnenswert sind für Winnipeg das Canadian Museum for Human Rights. Hier geht’s es vor allem um die Rechte der First Nations. Auf diese Angelegenheit wird überhaupt viel Aufmerksamkeit verwandt. Man spürt irgendwie das schlechte Gewissen der „weißen“ Einwanderungsgesellschaft.

Canadian Museum for Human Rights.
Die Fassade der Kinder – Theaters

Der Forks Market ist ein gelungen gestalteter Steetfood-Tempel mit ein paar Boutiquen im Obergeschoss. Leider hatte ich mir gegenüber in der Old Spaghetti Factory schon den Bauch voll gehauen. Im Forks Market gab es viel mehr Auswahl für mich. Egal, einen „Giant Apple Pancake“ gönnte ich mir noch. Der war besser als die Spaghetti.

Die nächsten zehn Tage habe ich schon einmal grob vorgeplant. Ich glaube es wird sich eine gabo Menge verändern. Bisher hatte ich mit Hochgebirge und Steppe zu tun. Jetzt kommen ein zweitausend Kilometer Wald und Seen. Ich freue mich darauf.

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