
Die Nacht im Wald war ungewöhnlich. Totale Ruhe. Die nächste befahrene Straße war nicht in Hörweite. Kein Wind. Nichts als Natur. Meine Camper-Nachbarin hat mir unaufgefordert angeboten, meine Lebensmittel über Nacht in ihren Pickup zu legen, „… wegen der Bären“. Ich war der Einzige, der im Zelt schlief und noch dazu auf dem äußersten Stellplatz. Mein Bärenspay habe ich mit ins Zelt genommen. Bei jedem Knacken wurde ich wach. Dazu kam noch dass die Katze besagter Nachbarin seit dem Morgen auf einem Baum sass und nicht mehr runter kam. Sie (die Katze und nicht die Nachbarin) jammerte immer wieder. Ich war froh, dass es hell wurde ich aufstehen konnte
Heute stehen wieder 80 Kilometern auf dem Programm. Dafür sind es diesmal fast tausend Höhenmeter. Das besondere dabei: es ist eigentlich eine Strecke die fast immer auf dem gleichen Höhenniveau verläuft. Eine „Mäusezähnchen“ – Etappe. In kurzen Abständen geht’s immer auf und ab. Dadurch sammeln sich die Höhenmeter an. Dem entsprechend geschafft war ich auch. Zusätzlich war es seit Mittags immer über 25 Grad warm


Dadurch, dass das Ostufer des Kootenay Lake nur per Fähre zu erreichen ist, und schwere Trucks nicht befördert werden, war die Straße fast leer. Irgendwie hatte ich das Gefühl wie auf einer Insel unterwegs zu sein.




Am Ufer entlang stösst man sehr oft auf abgeschlossene „private Siedlungen“. Alles sieht sehr teuer aus. Für die Kanadier mit Geld ist diese Lage anscheinend sehr attraktiv. Hanglage mit vollem Blick auf den See und eigener Zugang zum Wasser. Ich möchte nicht wissen was das kostet.


In Creston angekommen schnappte ich mir den ersten Campingplatz. Ich hatte Glück und konnte bleiben. Was ich hier als Kontrast zu Vornacht bekam, war Camperidylle. Ein bisschen spießig aber komfortabel.

Das Beste zu Schluss: ein lieber ehemaliger Kollege hat die Summe voll gemacht. Wir haben mein Spendenziel erfüllt. Vier Kinder können jetzt in Afrika mit dem Fahrrad zu Schule fahren. Herzlichen Dank an alle. Wie es mit meiner Kampagne weiter geht, überlege ich mir. Die Zeit ist ja noch nicht rum.
