
Es hätte alles so einfach sein können. Heute stand nur die Fahrfahrt von Saint John nach Nova Scotia an. Um noch mal richtig Stress in meine Tour zu bringen, habe ich meinen Rucksack verloren. Darin war nur eine wichtige Sache, mein Reisepass. Die Zeit bis zur Abfahrt meiner Fähre wollte ich nutzen, mir noch etwas von Saint John anzuschauen. Ich bin bis zum Lookout Point am Saint John River gekommen. Hier habe ich ein paar Fotos gemacht und dabei meinen Rucksack abgelegt. Ich bin dann weiter gefahren, aber ohne meinen Rucksack. Als ich das nach fünf Minuten bemerkte, fuhr ich gleich zurück. Der Rucksack war weg. Keiner hat ihn gesehen. Alle Bars und Läden in der Nähe waren noch geschlossen. Da konnte also nichts abgegeben werden. Großer Mist!!!
So war mein Vormittag damit gefüllt, dass ich mit der Polizei in Saint John und dem Konsulat in Halifax telefoniert habe. Ich musste Kopien meiner Dokumente aus aus dem Netz herunterladen und einen Passantrag auf dem Handy ausfüllen und alles per Mail versenden.
Die Polizei in Saint John war sehr schnell und hilfsbereit. Innerhalb von einer Stunde und mit zwei Telefonaten war meine Anzeige aufgenommen und ich hatte die Report-Nummer. Die brauche ich, um beim deutschen Konsulat überhaupt etwas anschieben zu können. Die Honorar-Konsulin in Halifax war auch sehr kooperativ. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich bis zum nächsten Donnerstag ein Ersatzdokument für die Ausreise habe.
Als ich an Bord der Fähre war, hatte ich erledigt, was zu erledigen war. Ich habe einen ausgeprägten Hang zu Selbstzerfleischung. Darum dauert es immer, bis ich Abstand von dem habe, was ich nicht mehr ändern kann. Zum Glück habe ich eine Frau die mich dann wieder ins Gleichgewicht bringt. Es hätte auch schlimmer kommen können, sagt sie, und sie hat recht. Im schlimmsten Fall muss ich meinen Rückflug umbuchen, wenn das Ersatzdokument nicht fertig wird.

Von Saint John hatte ich den Umständen geschuldet, nicht viel. Es ist eine Industrie- und Hafenstadt. Der IRVING Konzern hat hier seinen Sitz. Das Highlight sind die Stromschnellen des Saint John River bevor er in den Atlantik mündet. Genau bis dahin bin ich auch gekommen.


Für Ablenkung hat auch gesorgt, daß ich auf der Fähre ein radfahrendes Paar wiedergesehen habe, dem ich schon einmal in Alberta begegnet bin. Die Bikepacker-Welt ist klein. Die beiden habe Verwandte hier in der Gegend und lassen sich mehr Zeit, in Halifax anzukommen.


Ich übernachte heute in Digby . Das ist der Ort auf Nova Scotia, an dem auch die Fähre anlegt. Es war Ebbe, als wir anlegten und im ersten Moment erinnerte mich die Landschaft an die baskische Küste. Da gibt es auch viele Buchten, die bei Ebbe auf die gleiche Art „leerlaufen“.

Morgen steige ich wieder auf das Rad. Dann habe für die letzten drei Tag wieder Wind um die Nase und andere „Sorgen“, die dann mit dem Radfahren zu tun haben.