Ab an die Küste…. 14.09.2022 Gardebusch Graal-Müritz

Heute ist der letzte Tag meiner Tour. Meine Klamotten sind über Nacht getrocknet. Ich mache mich an den Schlussspurt. Der ist 120 Kilometer lang. Die letzten zwei Drittel der Strecke, einen Teil des Ostseefernradweges, kenne sehr gut. Ich bin sie schon oft mit dem Rennrad gefahren

Beim Verlassen von Gardebusch stieß ich noch auf einen berühmten Sohn der Stadt. Andreas Zülow betreibt hier ein Box- und Fitnessstudio. Er wurde 1988 in Seoul Olympiasieger im Boxen. Sein Studio sieht erschreckend trostlos aus.

So trostlos grau war auch die Stimmung auf den ersten Kilometern. Es ging im grauen Dunst in Richtung Nordosten. Erstes Zwischenziel sollte Wismar sein. Auf dem Weg dorthin, im tiefen mecklenburgischen Hinterland wirken die Dörfer oft ziemlich verlassen und runtergekomen. Die alte Grenze ist noch zu nah. Viele, die hätten hier das Niveau halten können, leben und arbeiten im nahen Lübeck, Ratzeburg oder auch Hamburg. Da verdient man das Doppelte oder zumindest ein Drittel mehr. Erst nördlich der A20 wirkt sich der Tourismus positiv aus. Vieles wirkt ansehnlicher und lebendiger.

Mecklenburgische Weiten
Mal was zum Schmunzeln. Ortsnamen gibt es!

Ab Wismar ging es mit 100% Rückenwind direkt an der Küste Richtung Osten. Der Radweg ist gut ausgebaut. Ich haben meine Route etwas verlängert und konnte so fast immer an der Küstenlinie entlang fahren.

Der Markt von Wismar
Der Altstadt Hafen
Heute war Drehtag.
Die Sonne erhellt die Stimmung sobald die Ostsee in Sicht ist

Kühlungsborn ist das ostdeutsche Rimini. Hier war auch Mitte September noch viel los. Als Kontrast dazu kommt unmittelbar danach Heiligendamm – vom Geldadel ins Koma verbannt. Gut abgesperrte Protzbauten und dazwischen langweilige Rolexträger.

Zwischen Kühlungsborn und Warnemünde: Ein Wachturm der ehemaligen Grenzbrigade Küste
Die Ostsee wie ich sie mag: kühl und introvertiert

In Warnemünde wird es wieder lebendig. Auf dem Weg dorthin fährt an oberhalb der Steilküste lang und kommt durch den sagenhaften Buchenwald von Nienhagen.

In Warnemünde mache ich bei meinen Lieblingsbäcker an der Westmole noch eine Pause und steige dann auf die Fähre über die Warnow. Jetzt kommen noch Markgrafenheide und der Rostocker Stadtwald. In Graal-Müritz angekommen, muss ich auf die. Seebrücke, den Fischen sagen, dass ich wieder da bin.

In den letzten 5 Tagen bin ich über 600 Kilometer abgeradelt. Für mich war das der Test für Kanada, was Material und Kräftemanagement angeht. Das Material, also Packtaschen und Gepäckträger haben gehalten, was versprochen wurde. Das Zelt, Isomatte und Schlafsack waren ihr Geld wert. Nach fünf Tagen hatte ich auch physisch meinen Rhythmus gefunden. Acht bis neun Stunden auf dem Rad, unterbrochen durch kurzen Pausen alle zwei Stunden, bei denen ich mir Kohlenhydrate „zuführte“, so werde ich meine Tage auch in Kanada strukturieren. Da ich heute Nachmittag das Gefühl hatte, jetzt bin ich richtig im Tritt und könnte noch ewig so weiter fahren, bin ich zuversichtlich in Bezug auf mein Kanada-Projekt.

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