Heute saß ich nicht auf dem Rad. Es hat den ganzen Tag gewittert. Ich habe meinen Aufenthalt auf dem Campingplatz verlängert und durfte wieder Mal unter das Dach ziehen. Ich habe dir Zeit genutzt, mein Rad wieder auf Vordermann zu bringen. Die Planung für die nächsten Tage konnte ich auch in Ruhe machen. Jetzt könnte ich schon bis Toronto planen. Das nächste Highlight rückt in greifbare Nähe.
Sicher ist sicher Regenpause
Morgen soll die Sonne scheinen. Ich freue mich schon, wieder in Bewegung zu kommen.
Man sollte sich nicht blind auf Komoot verlassen. Das war die erste Erkenntnis des Tages. Frohen Mutes ging ich die Etappe des Tages mit der Gewissheit an, dem Trans-Canada-Highway schon beim Start entgangen zu sein. Komoot schlug mir eine Nebenstraße vor, die den letzten Abschnitt des Highways umgehen konnte. Nach fünf Kilometern stand ich vor einer Schotterpiste. Diese hätte ich dann zwanzig Kilometer fahren müssen. Das geht nur im Schritttempo und kostet enorm viel Kraft. Also bin ich umgekehrt und doch das letzte Stück Trans-Canada-Highway gefahren. Eine wichtige Erfahrung: fahre in Kanada nur Straßen, die eine Nummer haben. Alles andere sind Feldwege.
Eine Kirche der First Nations, noch in Massey
Es dauerte keine zwei Stunden und ich hatte den Abzweig zum Highway Nr.6 erreicht. Hier fährt es sich erheblich entspannter. Die großen Trucks benutzen dem Highway nicht, weil er eine Fährverbindung enthält. Bleib also nur der lokale Verkehr und die Touristen. Das lässt sich ertragen.
Das ersehnte Schild. Die Feuerwehr putzt am Drive in von „Tim Hortons“ Frontscheiben gegen eine Spende.
Die Landschaft ist jetzt durch die vielen Inseln und Buchten geprägt, über die der Highway Richtung Süden führt. Das heißt aber nicht, daß es flach ist. Das auf und ab hält sich aber in Grenzen. Die Inseln sind größtenteils bewaldet. Ab und zu sieht man eine Lagune. Der größte Ort auf Manitoulin Island ist Little Current. hier habe ich noch einmal mein Food-Vorräte aufgefüllt und Bargeld aus dem Automaten geholt. Auf manchen Campingplätzen muss ich bar bezahlen (geht wahrscheinlich an der Steuer vorbei).
Erheblich streßfreier zu fahren
Little Current ist über eine altertümliche Drehbrücke mit Birch Island, der vorgelagerten Brücke verbunden. Es hat sogar ein Ortszentrum am Hafen, daß ganz ansehnlich ist. Die Nächste größere Stadt sehe ich erst wieder hundert Kilometer nach dem ich von der Fähre gefahren bin.
Die Drehbrücke. Da kommen die großen Trucks zum Glück nicht drüber.
Durch den geringeren Verkehr ist anscheinend auch der Wildwechsel intensiver. Ich bin froh, daß ich nur am Tage fahre. Heute hatte ich die zweite Bären- Begegnung. Der arme lag leider tot am Straßenrand. Ich kam gerade vorbei als er weggeräumt werden sollte. An einigen Abschnitten gibt es auch Wildzäune.
Mein Campingplatz ist zwar nicht der modernste, aber gut organisiert. Vor allem hat er einen Recreation Room. Für morgen früh und Vormittag ist Regen angesagt. Da kann ich dann im Trockenen abwarten bis ich das letzte Stück zur Fähre in Angriff nehme.
Campingplatz am See und weg von Highway. Das wird bestimmt eine ruhige Nacht.
Ich hatte auch wieder einen Platten. Zum Glück erst unmittelbar am Campingplatz. So hatte ich beste Bedingungen zu flicken. Diesmal hat irgendetwas den Reifen durchstochen. Wahrscheinlich ist das Profil doch schon ganz schön runter. Eigentlich sollten die Schwalbe -Marathonreifen widerstandsfähiger sein.
Der Tag begann etwas holprig. Gerade hatte ich mein Rad beladen, musste ich feststellen, daß ich auf dem Hinterrad ein Platten hatte. Also alles wieder runter, Rad ausbauen, Schlauch raus, Loch suchen, im Mantel nach der Ursache suchen, Schlauch wieder rein usw. Eine halbe Stunde vertan und mit einem ungutem Gefühl wieder losgefahren. Ich habe zwar das Loch im Schlauch gefunden, aber nichts Spitzes im Mantel, was als Ursache in Frage kommen könnte. Wird schon gut gehen..
Morgendliche Ruhe auf dem Highway . Rechts der Mississagi River
Die Strecke war so ungefähr wie die von Gestern. Einhundert Kilometer und etwas mehr als dreihundert Höhenmeter müssen abgeradelt werden. Die Strecke wurde wieder etwas hügeliger und bewaldet. Aber links und rechts der Straße ist wieder mehr menschliches Leben präsent. Leider geht damit auch der Faktor Idylle flöten. Man kann nicht alles haben. Da in den nächsten Tagen wieder Schauerwetter und Gewitter angesagt sind, ist es beruhigend, mit Orten zum Unterstellen rechnen zu können.
Man sieht noch etwas vom Lake HuronEin altes Motorboot. War wohl zum Verkauf an die Straße gestellt. Als es dann keiner haben wollte, haben sie es bemalt.
Ich bin heute wieder durch einige Reservate der First Nations gefahren. Diesmal bin ich auch ein wirklich professionelles Kulturzentrum gestoßen. Dort wurde Kunsthandwerk gezeigt und verkauft, kein Kitsch sondern richtig anspruchsvolle Sachen.
Ich bin froh morgen nach ein paar Kilometer den Trans-Canada-Highway verlassen zu können. Teilweise wurde der Great Trail über den Highway geführt. immer dann konnte man entspannt fahren. Der Great Trail ist ein Trans-Canada Wanderweg, der auch Abschnitte hat, die man mit dem Kajak bewältigen muss.
Der Hinweis auf den Great Trail
Endpunkt der Etappe heute ist der Chutes Provinzial Park. Diese Naturparks haben immer auch einen Campground mit allem was nötig ist. Allem Anschein wird der Betrieb von Studenten gemanagt. Angefangen von der Anmeldung bis zum Reinigungsdienst. Ich habe ganz unkompliziert meinen Platz bekommen. Highlight sins hier die Falls Chutes.
Heute ist aus statistischen Gründen wieder ein besonderer Tag. Ich überschreite kurze Zeit nach dem Start die 4000-Kilometer-Marke. Jetzt bin ich acht Wochen auf dem Fahrrad und ich habe immer noch kein Problem damit, mich morgens wieder drauf zu schwingen. Ein Motivationsloch habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Vielleicht liegt das daran, dass ich mir immer Zwischenziele setze. Ich denke immer in 700- Kilometer-Schritten. Bisher war es immer so, dass dann eine größere Stadt die Möglichkeit zu einem Ruhetag gibt. Das sind dann immer so acht, neun Tage. So habe ich nicht immer Halifax als Endziel zum Maßstab.
Die nächste Marke ist erreicht.
Die etwas über hundert Kilometer waren heute ganz easy. Ich hatte massiven Rückenwind zum Geschenk, musste sogar eine längere Mittagspause machen, damit ich nicht zu früh auf dem Campingplatz bin. Richtig warm ist es nicht. Am Mittag sind es so um die zwanzig Grad. Das ist zum Radfahren eigentlich optimal.
Ein Zipfel vom Lake Huron
Die Landschaft hat sich total verändert, als hätte man einen Schalter umgelegt. Ich bin jetzt auf mehr oder weniger flachen Farmland unterwegs. Alle zehn bis zwanzig Kilometer gibt es einen Ort, oft sogar eine Tankstelle. Das entspannt. Der Druck, sich vollständig autark zu organisieren fällt weg. Ich bekomme unterwegs wieder Wasser und etwas zu Essen. Richtig europäische Verhältnisse haben sich eingeschlichen.
Flaches Farmland, sieht aus wie in Brandenburg Ein typisches Farmhaus.
Der Trans-Canada-Highway beginnt zu nerven. Man hat den Standstreifen nur geschottert. Ich muss also auf der Fahrbahn fahren. Die Straße ist schlecht und der Verkehr wird dichter. Noch 126 Kilometer, also etwas mehr als einen Tag, dann trenne ich mich vom Trans-Canada-Highway. Jetzt gibt es Alternativen, die man fahren kann. Zwei Opas an einer Tankstelle und auch die Chefin von meinem heutigen Campingplatz habe mich darin bestärkt, eine Fähre über den Lake Huron zu nehmen. Das ist zwar nur vier Kilometer kürzer, als auf dem Highway zu bleiben, aber eine willkommene Abwechslung. Vor allem bin ich den Dichter werdenden Verkehr los.
Ich habe heute einige Amish People mit ihren Pferdekutschen auf der Straße gesehen. Gelesen habe ich, daß sie moderne Technik im Allgemeinen ablehnen, insbesondere das Auto. Dadurch entsteht Mobilität und das schwächt den Gruppenzusammenhalt. Es gibt wohl in Ontario ein Dutzend Amish-Gemeinden.
Ein sicheres Zeichen das Amish-Kutschen auf dem Standstreifen mit mir zusammen unterwegs sind. Sie selbst zu fotografieren war mir irgendwie zu blöd.
Es ist sehr angenehm, dass in Kanada die meisten Geschäfte auch am Sonntag auf haben, auch wenn sie erst später öffnen. So konnte ich in Ruhe alles das erledigen, was unterwegs in den Wäldern Ontarios nicht möglich war. Ich habe in einem Shop meines Mobilfunkbetreibers das Prepaid Guthaben aufgeladen (online geht das nur mit einer kanadischen Kreditkarte). In einer SB-Autowäsche habe ich mein Rad vom Dreck befreit. Ich konnte meine Vorräte an Oatmeal und Instand-Nudeln auffüllen, habe sogar wieder Ingwer bekommen.
Sault Ste.Marie ist vor allem als Grenzstadt zu den USA geprägt. Eigentlich ist das eine „Doppelstadt“. Auf der US-Seite heißt die Stadt genau so. Schon seit Jahrzehnten existieren hier Transit-Einrichtungen wie Lagerhäuser, ehemalige Zoll- und Postgebäude, eine Menge Hotels usw.
Das Willkommen-Tor aus der Zeit, als es nur eine Fähre zur US-Seite gab.Eins der alten Lagerhäuser Achtung! Sie verlassen den „liberalen Sektor“. In Canada wird Canabis offen in lizensierten Shops verkauft.Die Ste.Marie International Bridge. Nicht schön aber groß und nützlich.
Wichtig für die Bedeutung der Stadt sind auch die Schleusen-Anlage, die zwischen dem Lake Superior im Westen und dem Lake Huron im Osten nötig sind.
Die alte Schleusenbehörde, aus der Zeit als es nur die kleine Schleuse auf kanadischer Seite gab. Heute gibt es eine Riesenschleuse auf US-Seite.Die alte kanadische Schleuse. Heute nur noch für Ausflugsboote.
Das grüne Herzstück der Stadt ist der Bellevue-Park. Alles ist sehr gepflegt und sauber. Gestern fand hier ein Fest des hiesige Rotary-Clubs statt. Das habe ich leider verpasst. Ein paar Stunden Ruhe habe ich mir dort gegönnt. Das Wetter war Klasse: Sonne und knapp über zwanzig Grad
Der Bellevue-Park Bushplane ist auch immer Wasserflugzeug. Im kanadischen Busch gibt es viel Wasser.Originelles Gully-GrafittiDas Sault Ste.Marie Museum.
Heute war – wieder aus Wettergründen – ein verzögerter Start angesagt. Bis halb Neun regnete es massiv. Zum Glück habe ich ja nur noch die 63 Kilometer zum zum Ort meines morgigen Ruhetags zu bewältigen.
Mein kanadischer Zeltnachbar, Pete, ging mit seinem Hund gerade Gassi, als ich beim Einpacken war. Er ist Marathonläufer und begeisterter Radfahrer und so ungefähr in meinem Alter. Natürlich mussten wir noch eine Weile fachsimpeln, was auch Zeit gekostet hat.
Der vorletzte Blick auf den Lake Superior. Da hatte ich noch Hoffnung, dass es trocken bleibt.
Das Warten auf die Regenpause hat sich nicht so richtig gelohnt. Nach einer Stunde musste ich die Gorotex-Jacke wieder zum Einsatz bringen. Dann regnete es fast bis Sault Ste.Marie, meinen Ziel für heute und den Ruhetag.
Der letzte Blick auf den Lake Superior. Da hat es schon geregnet.
Ungefähr zur Hälfte der Strecke habe ich mich dann vom Lake Superior verabschiedet. Es ging dann über einen Höhenrücken in das Einzugsgebiet des Lake Huron. Es wurde merklich wärmer und die Siedlungsdichte nahm wieder zu. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch auf mehr Infrastruktur gefreut. Hundert Kilometer von einer Versorgungsmöglichkeit zu nächsten stressen schon ganz schön.
Das ist so eine „Wasserstelle in der Wüste“, die ich in den letzten Tagen immer herbeigesehnt habe. Die verkaufen alles: Sprit, Souvenirs, Feuerwerk, Dünger und Pepsi.Ein Schmuckstück am Ortseingang von Sault
Das Motel, was ich mir für die zwei Nächte ausgesucht habe, liegt am Stadtrand. Es wird von einem indischen Einwanderer betrieben. Ich bin wieder sehr zufrieden. Er hat mich mit etlichen Tipps ausgestattet, z.B. was Waschsalons und Sehenswürdigkeiten angeht. Die Zimmer sind für ein Motel seht komfortabel. Alles ist super sauber. Als ich ihn mein Anerkennung zeigte, war er sichtlich stolz.
Meine Erholungs-Oase für zwei Nächte. Wieder warm sicher und trocken.
Heute hatte ich eine unruhige Nacht. Für den nächsten Vormittag waren an meinem Startort schwere Gewitter angesagt. Dummerweise das gleiche auch für den Nachmittag und Abend an meinem Zielort, Batchawana Bay. Dazwischen liegen 75 Kilometer und auch wieder 650 Höhenmeter. Und weil das nicht genug ist, sollte ich auch straffen Gegenwind haben. Ich habe hin und her überlegt, wie ich da einigermaßen schadlos durch komme. Entweder mit der Abfahrt warten bis Mittag und das Risiko einzugehen, vor Batchawana Bay richtig nass zu werden oder vor dem Gewitter am Startort loszufahren und zu hoffen, dass es mich nicht einholt. Ich habe mich dann für den frühen Start entschieden. Um 6.45 Uhr bin ich vom Campingplatz gerollt.
Das wohl letzte Stück Boreal Forest. Kurz vor dem Regen.
Die Höhenmeter müsste ich gleich auf den ersten 25 Kilometer klettern. Als Trost habe ich mir zurecht gelegt, daß man dann vom Gegenwind abgelenkt ist. Nach dem ersten großen Berg war es dann soweit. Ich musste im strömenden Regen weiter. Zum Glück ist das Gewitter ausgefallen. Bei Regenfahrten geht es mit oft so, dass ich zu wenig trinke und die Pausen vernachlässige. Ich fahre dann auch ein strafferes Tempo in dem Gauben, ich bin schneller durch den Schlamassel.
Es ging alles gut, auch mein erste Bärenerfahrung. Ein Schwarzbär lief 150 Meter vor mir über die Straße. Die entgegenkommenden Autos hupten und er verschwand schnell wieder in Wald. Jetzt musste ich ein paar Sekunden später an der Stelle vorbei, wo er im Wald abgetaucht ist. Stehenbleiben war Blödsinn. Ich konnte den Bär ja nicht mehr sehen. Schnell vorbei sprinten ging auch nicht. Es ging bergauf. Also bin ich normal vorbei geradelt. Der Bär hat sich nicht mehr sehen lassen. Ich war doch irgendwie froh, als ich ein paar hundert Meter weiter war.
Kurz vor dem Ziel hatte es aufgehört zu regnen und weil das noch nicht genug Glück ist, kam ich an einer Applefritter-Lodge vorbei. Das sind Krampfen mit eingebackenen Apfelstücken. Die Dinger sind für mich eine der größten kanadischen Errungenschaften. Die Teile die es hier gab, waren so groß wie Bärentatzen.
Die Pancake Bay. Sie heißt tatsächlich so. Kurz nach dem Regen.
Mein Campingplatz für diese Nacht ist der letzte am Lake Superior. Er wird von vietnamesischen Einwanderern betrieben. Praktisch war, es gab auch ein vietnamesisches Restaurant auf dem Platz. Ich bekam also zu Abwechslung mal frisches gesundes Essen.
Heute bin ich im „Lake Superior Provincial Park“ unterwegs. Der erstreckt sich über das Nordostufer des Lake Superior. Er umfasst auch die Agawa Bay, mein Ziel für heute. Das sind neunzig Kilometer und 790 Höhenmeter. Es geht also wieder richtig bergauf und bergab.
Eine Wildgans und mal kein Adler als Wappentier von Wawa
Bevor ich richtig starte, habe ich mich in Wawa, das ist der Ort in der Nähe meines Zeltplatzes von letzter Nacht, noch einmal mit Verpflegung eingedeckt. Die nächsten zwei ein halb Tage sehe ich nicht einmal eine Tankstelle. Da muss ich genau kalkulieren. Ich will ja auch nicht zu viel auf mein Rad wuchten. Die Auswahl liegt immer auf den Produkten, die bezogen auf das Gewicht die meisten Kalorien enthalten. Erdnussbutter zum Beispiel: fünfhundert Gramm haben dreitausend Kilokalorien und eine Menge Eiweiß und Eisen. Ansonsten habe ich mich auf Oatmeal eingestellt – jetzt morgens und abends. Das ist schnell gemacht. Heisses Wasser darauf und fertig.
Die Verpflegung für 2 1/2 Tage
Jetzt führt die Straße wieder nah am Seeufer entlang. So hat man ab und zu auch einen schönen Blick auf die eine oder andere Bucht. Es gibt jetzt gar kein Besiedlung mehr. Wahrscheinlich ist das im Naturpark auch so gewollt.
Die Old Man Bay. Da fühle ich mich gleich willkommen
Mein Zelt steht heute direkt am Lake Superior. Ich werde also heute Nacht die Wellen rauschen hören. Der Campingplatz ist wieder einer, der von der Ontario Park – Verwaltung betrieben wird. Alles ist super gut organisiert. Wenn ich bei Anmeldung meine Telefonnummer sage, haben sie gleich alle meine Daten auf dem Schirm. Ich war schon zweimal auf den Plätzen der Ontario Parks, da ist man gleich registriert. Die Sanitäranlagen sind wieder in bestem Zustand.
Den Campingplatz vom White River Park habe ich heute zügig verlassen. Es stehen 126 Kilometer auf dem Plan. Die einzige Siedlung auf dieser Strecke ist White River. Dort wollte ich meine erste Kaffeepause machen. Bis dahin waren es 38 Kilometer.
Abschiedsbild vom White Lake
Das Stück bis White River hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. Ich glaube, daß lag daran, dass ich zu wenig gegessen hatte und nach den Anfangssteigungen unterzuckert war. In White River habe ich mir dann den Bauch mit Pancakes vollgeschlagen und dann war alles wieder gut. Wahrscheinlich muss ich Morgens die doppelte Portion Oatmeal essen, wenn nicht gleich eine Tankstelle für den Kaffee und das zweite Frühstück kommt. So macht man seine Erfahrungen.
Ab hier dann 90 Kilometer nichts mehr. Der Ortsausgang von White River
Ich musste lernen, dass Winnie Pooh hier seine Heimat hat. Irgend ein Fallensteller aus White River hat das Bärenbaby gefunden und dem Zoo in London vermacht. Vor hundert Jahren hat sich der Schöpfer der Figur im Londoner Zoo von diesen Bären zu seinem Buch inspirieren lassen.
Eine Kanadierin wollte mich vor dem „Denkmal“ fotografieren. Das war mir dann doch zu peinlich.
Die Strecke hatte heute etwas besonderes. Ab White River war sie als Bike Route ausgewiesen. Das habe ich an noch keinem Highway gesehen. Der Standstreifen war in sehr gutem Zustand. Es rollte gut. Was mir bei der großen Distanz sehr zu gute kam.
Rechts und links der Straße Wald, Flusssläufe und Seen, wie die Tage zuvor auch. In Europa wäre z.B jeder dieser Seen ein touristisches Highlight. Hier habe ich mich an den Anblick gewöhnt. Ich könnte jeden Tag zwanzig solcher Idyllen fotografieren. Aber irgendwann ist das gewohnte Kulisse.
Idylle 1Idylle 2Idylle 3Idylle 4
Am Ziel bin ich wieder am Lake Superior gelandet. Jetzt geht’s wieder am Ufer entlang bis ich ihn auf kanadischer Seite umrundet habe. Mit meinem Nachtquartier hatte ich wieder Glück. Der Campingplatz hat mir zum Preis eines Zeltstandplatzes eine Cabin angeboten. Ein richtiges Bett, Strom und ein festes Dach über dem Kopf. Ein Wasserhahn ist vor der Tür und die Duschen um die Ecke. Da habe ich nicht nein gesagt. Nach so einer langen Etappe eine gute Belohnung.
Die Nacht war kalt aber trocken. Ich habe auf alle Fälle ausreichend schlafen können. Heute Morgen war es windstill und auf dem See waberte ganz romantisch den Morgennebel.
Mein Standort heute Der Panne Lake um sechs Uhr morgens vor meiner Abfahrt
Ich musste mit der Abfahrt warten, bis der örtliche „Canadian Tire“ aufmacht. Das ist so ein Zwischending von Baumarkt und Freizeitausstatter. Da habe ich die Gaskartusche bekommen, die ich für meinen Kocher brauche.
Mit dem Panzer zum Einkaufen? Nein, das obligatorische Kriegerdenkmal
Außerdem hatte ich wieder Mal Glück im Unglück. Als ich vom Campingplatz rollte, merkte ich, daß eine Rahmenschraube zur Befestigung meines Gepäckträgers am Rad fehlt. Als ich zu Hause meine Sachen packte, habe ich überlegt, ob ich die kleine Schachtel mit verschiedenen Mutter und Schrauben einpacke. Zum Glück habe ich das getan. Eine passende Schraube war dabei. In einer Viertelstunde war das Problem behoben. Leider kann ich jetzt die zwei kleinsten Ritzel nicht mehr schalten. Da das Gewinde im Rahmen kaputt ist, musste ich eine Mutter innen ansetzten. Schalte ich doch ausversehen auf ein kleines Ritzel, verklemmt sich die Kette. Um sie wieder frei zu bekommen, muß ich das Hinterrad ausbauen. Das heißt, Gepäck ab und danach wieder rauf. Zweimal ist mir das heute passiert. Abends habe ich den unteren Anschlag der Schaltung so verstellt, dass die Kette nicht mehr auf die kleinen Ritzel fallen kann. So richtig schnell fahren kann ich jetzt also nicht mehr.
Die Strecke heute war kurz, nur 65 Kilometer. Es war auch längst nicht mehr so bergig. Ich fahre die nächsten zwei Tage weg vom Ufer des Lake Superior. Da passt sich die Straße eher der Topographie an und folgt nicht immer paralell der Uferlinie. Jedes Tal mit einem Zufluss zum Lake bedeutete immer, runter auf Seehöhe und auf der anderen Seite gleich wieder hoch.
Ich bin jetzt im Boreal Forest unterwegs. Das sind die nordische Urwälder, wie es sie auch in Sibirien gibt. Kanada und Russland haben den größten Anteil an diesem Wäldern. Die Nähe zur Arktis spürt man schon. Ich weiß nicht wann ich im Juli mal Temperaturen unter Zehn Grad erlebt habe. Wenn die Sonne weg ist, wird es schlagartig kalt. Ich muss auf dem Rad ständig die Jacken wechseln. Aber Hauptsache, es bleibt trocken. Die Prognose für die nächsten Tage sieht auch so aus – zum Glück.
Mitesser aus dem Boreal Forest
Mein Campingplatz liegt im White Lake Provincial Park. Ontario lässt sich die Anlagen richtig etwas kosten. Das ist der größte Campingplatz, den ich je gesehen habe. Er ist in einem bestimmt vier Quadratkilometer großen Wald eingerichtet. Es gibt richtig große Stellplätze, eine super modernes und sauberes Sanitärgebäude.