10.07.2023 Marathon. Tag 23 – 3570 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Mein Start in den Tag hat sich heute verzögert. Bis um Zehn groß es wie aus Kannen. Bei Temperaturen, die nicht einmal zweistellig waren, wollte ich nicht im Regen losfahren. Ich war unruhig, weil ich heute nochmals eine hundert Kilometer Etappe einlegen wollte.

Wasser und Himmel haben noch die gleiche Farbe
Nach zwei Stunden war der Himmel wieder blau

Mein eigentliches Ziel war ein Provincial Park, direkt am Ufer des Lake Superior. Die Wetterprognose war für diesen Standort war: Nebel ab 16 Uhr und Temperatur 7 Grad. Ich hätte also gleich nach dem Zeltaufbau in meinem Schlafsack kriechen müssen. Also arbeite ich mich noch 20 Kilometer weiter Richtung Osten. Mein neues Ziel war dann Marathon.

Marathon ist erheblich größer. Es gibt einen „Tim Hortons“ und andere Restaurants, wo ich mich bei der Kälte aufhalten könnte. Außerdem kann ich im Supermarkt meine Vorräte auffüllen.

Marathon. Nichts aufregendes. Gewissermaßen eine große Servicestation für die Bewohner im Umkreis von 100 Kilometern

Die heutige Etagen war wie die gestern, eine richtige Bergetappe. Zum Schluss standen wieder tausend Höhenmeter zu Buche. Der Wind hat aber mitgespielt. Er kam zeitweise sogar von hinten. In den ersten Kilometern könnte ich den Lake Superior noch einige Male sehen. Dann ging es weiter oben durch die Berge und Wälder. Ich werde wohl in der zweiten Hälfte meiner Tour genauso viele Höhenmeter klettern, wie in der ersten. Obwohl ich die Rocky Mountains zu Beginn erklommen habe.

Das ist keine Drohen-Aufnahme. Ich stehe auf der Talbrücke über den Little Pic River

Der Campingplatz für heute Abend ist wieder einer, der von der Kommune betrieben wird. Er liegt an einem kleinen See und ist tip-top. Es gibt saubere Duschen und Toiletten. Diesmal liegt mein Schlafplatz auch nicht an einem Highway oder einer Bahntrasse. Das wird bestimmt eine ruhige Nacht. Ich bin froh, dass ich meinen Nepal -Schlafsack mitgenommen habe! So kann ich ohne zu frieren schlafen.

09.07.2023 Schreiber. Tag 52 – 3472 Kilometer

Meine Position heute Abend

Der Tag hatte es in sich. Einstellige Temperaturen am Morgen hatte ich Mitte Mai in den Rocky Mountains. Heute zeigten die Thermometer in Ontario acht Grad an und das den ganzen Tag über. Also holte ich die warmen Sachen wieder raus. Zu allem Übel sollte es in der kommenden Nacht bis in den nächsten Vormittag hinein regnen. Das ist bei diesen Temperaturen alles andere als angenehm. Also verlängerte ich die geplante Etappe und leistet mir für die Nacht ein Motel. So ist es kein Problem, wenn ich den nächsten Morgen erst nach dem Regen losfahre. Die Gefahr, dass ich mich erkälte ist auch gebannt.

Die Anforderungen der Strecke erhöhten sich durch die Planänderung merklich. Die Distanz wuchs wieder auf einhundert Kilometer an. Zusätzlich musste ich 1070 Höhenmeter klettern. In den Rocky’s habe ich soviel Höhenmeter immer in erheblich kürzeren Strecken absolviert. Das war also die absolute Bergetappe der Tour.

Gleich nach meinem Start: die Nipigon River Bridge im Morgenlicht. Ich bilde mir ein, man sieht, wie kalt es ist.

Das Gute der heutigen Fahrt war, daß wenn man richtig Höhe gewonnen hat, einen super Blick auf den Lake Superior hat. Die Straße war erheblich weniger durch Trucks befahren und meist war der Standstreifen bereit und in Super Zustand.

Der Lake Superior von oben.

Heute fiel mir besonders auf, daß viele Autofahrer zum Gruß anerkennend hupen. Als ich an der ersten Tankstelle meinen Kaffee holte, war ich schon Gesprächsthema bei den anwesenden Truckern. Ein Autofahrer, den ich auf dem Campingplatz getroffen habe, machte dort auch Frühstück und hat alle Anwesenden erst einmal über mich informiert. Das Interesse ist, glaube ich, immer ehrlich. Heute ist mir sogar passiert, dass ein Polizist, der auf der Strecke einen Unfall aufnahm, mir einen „nice day to Ride“ wünschte. In Deutschland ist mir so etwas noch nie passiert.

Der Wetterumbruch am Nachmittag: plötzlich Nebel über dem See
…und Nebel in den Bergen. Ich musste die zweite Jacke noch drüber ziehen.
Ein Laden im Pays Plan Indian Reserve Nr. 51. Hier habe ich mir eine banale Cola geholt.
Das rettenden Motel in Schreiber: warm-sicher-trocken und *rschteuer.

08.07.2022 Stillwater Park. Tag 51 – 3372 Kilometer

Heute ist Halbzeit. Von den 6700 Kilometer Gesamtstrecke ist die Hälfte absolviert. Die Zeit ist so schnell vergangen. Ich bin froh, mir jeden Tag etwas in den Blog geschrieben zu haben. Da kann man die vielen Eindrücke besser abrufen.

Es war ganz angenehm, heute am Samstag früh morgens aus Thunder Bay zu fahren. Die Straßen waren so gut wie leer. Über Nacht hat es geregnet. Die Temperatur lag bei meinem Start bestimmt unter fünfzehn Grad. Da es aber ständig auf und ab geht wurde mir schnell warm.

Ich fuhr zuerst über zwei Stunden auf der Lakeshore Road, parallel zum Highway, am Lake Superior entlang. An dieser Straße kann man viele schöne und gepflegte Häuser sehen. Meist haben sie Seeblick. Es ist bestimmt nicht billig, hier zu wohnen. Der Wild Goose Park mit Strand war noch unbevölkert. Es erstaunt mich immer wieder, wie viel auch kleine Gemeinden in öffentliche Einrichtungen, wie solch einen Park investieren.

Der Wild Goose Park
Lake Superior am Morgen

Die Strecke war heute unspektakulär. Es wurde noch einmal bergiger. Der blöde Wind kam heute den ganzen Tag von vorne. Hundert Kilometer gegen diesen Widerstand anzutreten kostet Körner. Ich war froh, daß ich einen Platz auf dem Campingplatz vom Stillwater Park bekommen habe. Der Park gehört zur Gemeinde Nipigon. Ich bin jetzt an der nördlichsten Ecke des Lake Superior. Hier gibt es ein markantes Bergmassive, den Red Rock. Davon und von der Nähe zum See profitiert der Ort.

Das Red Rock Massiv
Werbung an einem Dorfladen. „Haven“ war stark übertrieben. Es gab Schokoriegel aber keine Fahrrad-Ständer.
Komisch, dass Trier und Antwerpen hier in entgegen gesetzter Richtung liegt. Trotzdem lustiger Einfall.

Der Highway, den ich in der zweiten Tageshälfte gefahren bin, ist Terry Fox gewidmet. Er wollte 1980 durch ganz Kanada gelaufen und hat Spenden für die Krebsforschung gesammelt. Er selbst war krebskrank und lief mit einer Beinprothese. Nach über 5300 Kilometern musste er krankheitsbedingt aufgeben. Ein Jahr später ist er dann gestorben. Besonders bewegt hat mich, daß er 5 Tage nach mir geboren ist und starb, als ich mein erstes Studium beendet hatte.

07.07.2023 Thunder Bay. Tag 50 – Ruhetag

So ein Ruhetag scheint manchmal subjektiv gar nicht unbedingt nötig. Ich könnte ja auch noch ein paar Tage weiter fahren. Wenn er dann aber doch stattfindet, ist man nach ein paar Stunden ganz dankbar für die Pause.

Ich saß fast den ganzen Vormittag in der Sonne im Marina Park von Thunder Bay. Die Entspannung zahlt sich bestimmt aus. Vor allem, weil ich gestern Abend noch den nächsten 700-Kilometer-Abschnitt bis zur nächsten „Großstadt“ vorgeplant habe. Bis Sault Ste. Marie geht’s in neun Etappe dann richtig zu Sache. Es sind neben der Distanz noch täglich 500 bis 900 Höhenmeter zu klettern. Also ist heute gewissermaßen „Ruhe vor dem Sturm“.

Beine hoch!
Ein Restaurant im Park

Eine richtig lange Pause mache ich dann zusammen mit meiner Frau in drei Wochen. Sie kommt mach Toronto und wir verbringen 10 Tage zusammen. Wir haben mit der Organisation schon angefangen: Flug, erstes Hotel, Mietwagen usw. Dadurch wird das alles schon greifbar.

Thunder Bay ist eine ausgewachsene Hafenstadt. Ich habe nicht schlecht gestaunt hier auch richtige Hochsee-Pötte im Hafen zu sehen. Bis zum Atlantik sind es noch über zweitausend Kilometer!

Der Marina Park ist eigentlich das Juwel der Stadt. Die Anlage ist gepflegt und schön gestaltet. Das obligatorische Kriegerdenkmal fehlt nicht. Irgendwie bedrückend, dass kanadische Matrosen ihr Leben lassen mussten. Sie kommen aus einem Land, das noch nie einen Krieg auf dem eigenem Territorium erleben mussten. Warum sind sie nicht einfach zu Hause geblieben? Als Äquivalent gibt es auch ein Tai Chi-Areal nebenan.

Das Denkmal für die im zweiten Weltkrieg gefallenen Marinesoldaten
Tai Chi. Als Ausdruck inneren und äußeren Friedens
Der Lake Superior. Zweitgrößter Süßwassersee der Welt

In der Stadt gibt es einen International Friendship Garden. Dort haben alle Nationen eine Objekt gestaltet. Übrigens gibt es in Thunder Bay die größte finnische Community in Kanada. Schockiert war ich vom deutschen Beitrag im Park. Banaler geht es nicht. Einfach zum Schämen.

Die deutsche OBI Hütte im Friendship Garden
…im Kontrast dazu der italienische Beitrag.

06.07.2023 Thunder Bay. Tag 50 – 3272 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Eine ganz kurze Etappe steht heute an. Ich fahre das Stück (vierzig Kilometer), daß ich gestern nicht mehr geschafft hätte und erreiche heute die Großen Seen. Ich bin am Lake Superior, dem westlichsten der berühmten Seen. Thunderbay Bay ist die größte Hafenstadt an diesem See. Genau genommen könnte ich jetzt mit einem Kajak bis an den Atlantik. Die Seen sind miteinander und mit dem Sankt-Lorenz-Strom verbunden. Der mündet wiederum in den Atlantik.

Ich kam etwas schwerer aus dem Schlafsack. Die Stunde Zeitverschiebung macht immer wieder etwas aus. Bisher schien immer schon die Sonne, wenn ich aus dem Zelt kroch. Heute hatte sie die Baumwipfel noch nicht überstrahlt.

Morgenstimmung. Bevor ich in das rummelige Stadtgebiet eintauche.

Ich habe mir heute Morgen noch einmal die Kakabeka Falls angesehen und es nicht bereut. Das es ziemlich kalt war dampfte das Wasser. Das machte die Szenerie noch mystischer.

Die Kakabeka Falls

Die Strecke nach Thunder Bay war in etwas über einer Stunde abgeradelt. Ich hatte Zeit mich um eine Unterkunft und meine Wäsche zu kümmern. Mit Laundromaten (so heißen hier die Waschsalons) habe ich inzwischen Routine. Acht Blocks vor meiner Unterkunft habe ich einen gefunden. Mein Motel hat mir ein Kellerzimmer bereitgehalten. Angeblich war nichts anderes mehr frei. Egal! So habe ich wenigstens im Falle Tornados den sichersten Platz.

05.07.2023 Kakabeka Falls. Tag 49 – 3232 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Die Nacht war eine Nacht der Schlacht mit unzähligen Mücken. Ich habe mein Zelt vor dem Regen aufgebaut. Mit dem Regen in der Nacht kam der Temperaturabfall und die Mücken suchten sich den wärmstens Platz. Dieser Platz war mein Zelt, besser der Zwischenraum zwischen Überzelt und Zelt. Dummerweise musste ich nachts einmal das Zelt verlassen. Damit waren innerhalb weniger Sekunden die Mücken in meinem Zelt. Eine halbe Stunde lang habe ich Mücken erschlagen. Nach dem Aufstehen ging die Invasion weiter. Ich habe dann mehr oder weniger fluchtartig den Campingplatz verlassen.

Einsamer Start in einen grauen Tag.

Heute stehen einhundertzwölf Kilometer auf dem Plan. Der Tag ist trübe und erheblich kühler als die letzten Tage. Zum Glück habe ich Rückenwind. Das hilft ungemein. Es wird auch wieder bergig. Da ist.ws gut wenn es bergab richtig rollt und der Wind zusätzlich schiebt und nicht bremst

Immer noch dichte Wälder

Heute habe ich wieder eine neue Zeitzone erreicht. Das ist das vorletzte Mal, daß ich meine Uhr vorstellen muss. Das „Eastern“ motiviert schon. Ich bewege mich merklich Richtung Atlantik.

Eastern Standard Time. Jetzt seid ihr mir nur noch 6 Stunden voraus.

Dazu kommt als zweites geografisches Großereignis, dass ich die Wasserscheide zum Atlantik überschritten haben. Ab jetzt fließt alles mit mir zusammen Richtung Osten.

Die Strecke selbst war wohl die letzte „Sibirische“. Schon im letzten Drittel würde es erheblich belebter rechts und links von der Straße.

Mal eine schöne Kirche. Oft sehen sie aus wie flache Baracken.
Richtige Berge! Mal sehen wie es mit dem Relief weiter geht ..

04.07.2024 Upsala. Tag 48 – 3120 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute hatte ich wieder Gelegenheit, vor dem Start noch einen Kaffee zu trinken. Die einzige Bar in Ignace hatte um Sieben schon auf. Die Nacht war ruhig. Ich konnte sehr gut schlafen. Im Hintergrund hört man zwar immer die Trans- Canadian- Eisenbahn, aber inzwischen ist das ein vertrautes Geräusch. Ich glaube die ganzen 3000 Kilometer fahre ich mal mehr oder weniger nah an dieser Trasse entlang.

Die Strecke ist heute knapp über hundert Kilometer lang. Die Kanadier, mit denen ich über meine Route gesprochen habe, sagen ich wäre in „kanadadisch Sibirien“ unterwegs. Heute konnte ich das gut nachvollziehen. Es gab außer dem Highway keine Anzeichen von Zivilisation. Rechts Fichten, links Fichten und ab und zu mal ein See oder Flusslauf.

Eine deutliche Warnung vor dem Vakuum. Limited bedeutet Nothing
Fichten im Sumpf
Der English River
…und wieder kanadische Fichten.

Die hundert Kilometer waren trotzdem relativ schnell abgeradelt. In meinem Kopf war das die Generalprobe für morgen, da muss ich im gleichen Gelände einhundertzwölf Kilometer unter meine Reifen bringen. Ich habe aber den Vorteil, daß auf der Strecke ein paar Tankstellen zur Auflockerung an die Straße gebaut wurden.

Upsala, mein heutiger Übernachtungsort, ist eigentlich eine Tankstelle und ein „Dorf-Konsum“ mit ein paar Häusern drum herum. Aber es gibt einen Campground, von einer älteren Dame betrieben. Alles ist etwas provisorisch. Es gibt weder Trinkwasser noch Strom. Zum Glück ist meine Powerbank immer aufgeladen und mein Wasserfilter kommt dann heute zum zweiten Mal zum Einsatz. Als es am Nachmittag anfing zu regnen, war mein Zelt aufgebaut. Glück gehabt!

Mein Campingplatz
Der Dorf-Konsum.

03.07.2023 Ignace Tag 47 – 3015 Kilometer

Mein Standort heute Abend

Heute Morgen habe ich mich zeitig aus meinem Angler Camp geschlichen. Für sieben Uhr war Regen angesagt und ich wollte das Zelt noch trocken einpacken. Knapp neunzig Kilometer sollen es heute werden. Mit viel Glück nutzt mir des Westwind, der heute weht. Meine Fahrtrichtung ist mehr Süd-Ost. Halber Rückenwind ist besser als nichts.

Merkel’s Camp. Da fällt der Abschied schon schwer.
Der Wabigoon River am Morgen
Ein leerer Highway, obwohl Montag ist.

Die Strecke ist wenig aufregend. Wald bis zum Horizont. Es wird an der zweite Hälfte wieder bergig. Aber in der Beziehung habe ich mich ja schon gut eingefahren.

Etwas bedrückend bist die Gewissheit, dass von Start bis Ziel nichts ist: keine Ortschaften, keine Tankstelle, nichts! Da es in meinem letzten Camp kein Trinkwasser gab, musste ich meine Trinkflaschen mit selbst gefiltertem Wasser auffüllen. Wie es aussieht, habe ich das ganz vertragen.

Ich habe die 3000-Kilometer- Marke erreicht. Die Hälfte meiner Tour ist bei 3350 Kilometer.

Kurz vor dem Ziel musste ich noch einmal in den Sprint gehen. Hinter mir haben sich Gewitter Wolken aufgebaut. Ich Habe es aber noch rechtzeitig ins den Subway am Ortseingang gerettet. Ich habe wieder ohne Probleme ein Platz für mein Zelt gefunden. Zum Glück ist noch nicht viel los. Im Shop des Campgrounds habe ich sogar eine Dose Bohnen ohne Fleischbeilage bekommen. Alles Super!

Eintausend-Einwohner-Stadt. Ein Eindruck von der kanadischen Provinz.
Jeweils 250 Kilometer bis zur nächsten Stadt. Aber Glasfaser- Internet. Zu Hause bin ich immer noch Kupfer-Verdrahtet.

02.07.2023 Wabigoon. Tag 45 – 2928 Kilometer

Meine Position heute Abend

Der gestrige Abend des Canada Day hat mit einem Feuerwerk des örtlichen Lions Club seinen Ausklang gefunden. Es war danach einigermaßen ruhig. Ausgeschlafen nahm ich diese letzte Kurz-Etappe vor dem nächsten Zwischenziel – Thunder Bay – in Angriff. Das waren 65 Kilometer, ein Katzensprung. In Dryden, das ist ein größerer Ort als die Etappenziele der nächsten fünf Tage, mache ich eine längere Pause. Bei Tim Hortons gibt’s guten Kaffee und schnelles Internet. So konnte ich auch nach Hause telefonieren.

Auf und ab, aber immer geradeaus

Die Landschaft ist nicht mehr so malerisch wie gestern. Keine Seen mit wilden felsigen Ufern mehr zu sehen. Was bleibt, ist der Wald und die Hügel. Die Straße geht jetzt wieder häufiger gerade aus. Also nichts aufregendes.

Der Eagle River.
Könnte auch in Harz sein..
Der Wabigoon River

Wabigoon, mein Ziel für heute, ist eigentlich als Ort gar nicht wahr zu nehmen. Ein paar Häuser, ein runtergekommendes Motel und das war es dann auch. Zum Glück habe ich einen Angler-Spot bei Google genauer angesehen. Siehe da, es gibt auch Plätze zum Zelten. Kurioserweise heißt die Anlage Merkel’s Camp. Sie liegt weiter weg von der Straße und der Bahnlinie. Es könnte eine ruhige Nacht werden. Das Beste aber, das Camp liegt direkt am Wabigoon Lake. Ein paar Schritte und ich hatte einen romantischen Ausblick.

Der Wabigoon Lake
Mein Wasserfilter kommt zum ersten Mal zum Einsatz. Es gibt kein Trinkwasser und einen Ort an dem das kaufen kann erst wieder in 90 Kilometern.

01.07.2023 Vermilion Bay. Tag 44 – 2863 Kilometer

Mein Standort heute Abend.

Heute ist Canada Day, der Nationalfeiertag der Kanadier. An allen passenden und unpassenden Orten sind Fähnchen angebracht. Der Tag ist fällt er auf einen Sonntag, wird er auf den nächsten Montag verschoben. Die Kanadier machen am diesem Tag Ausflüge mit der Familie.

Mein Campingplatz ist auch beflaggt

Heute morgen war mein Campingplatz bis auf den letzten Platz belegt. Die Lage ist ja auch phänomenal. Der Blick auf den See und Kerona zu Fuß zu erreichen. Der beste Standort für das Canada-Day-Familienwochenende

Morgenspaziergänger. Jedenfalls kein Bär

Was die heutige Herausforderung angeht, war diese nicht von Pappe. Insgesamt waren 94 Kilometer angesagt, was an sich kein Problem ist. Sportlich waren die 690 Höhenmeter. So viel bin ich das letzte Mal in den Rocky Mountains geklettert.

Die Landschaft war wie aus dem Bilderbuch. Bewaldete Hügel und unendlich viele Seen. Irgendwann habe ich mich gefragt, wie die Kanadier es schaffen, sich für jeden dieser Seen einen Namen auszudenken ohne sich zu wiederholen.

Auf alle Fälle verging die Zeit schneller als auf den gleichen langen Distanzen in der Prärie. Ich habe jetzt meine Ontario- Rhythmus gefunden: nach jeweils 60 Minuten eine Pause. Konsequent 10 Minuten ausruhen und eine halben Power-Riegel verdrücken. Dann kommt man gut über die Distanz, ohne den „Mann mit dem Hammer“ zu begegnen.

Der Bußgeld Katalog. Ich habe auf keinen Fall etwas zu befürchten.

Ich hatte die ganze Sorgen, daß mein Campingplatz am Ziel auch so voll ist, wie der auf dem ich letzte Nacht war. Zum Glück war das nicht so. Ich bin fast der einzige Nutzer. Die Betreiberin baut sich damit gerade erst ein Geschäft auf. Deshalb Dixi-Klo und Dusch-Zelt. Beides ist sauber und funktioniert. Also annehmbar. Die Chefin wollte mich zum großen Fisch-Dinner der Gemeinde schicken und war ganz perplex, dass ich so viel Fahrrad fahren ohne Fisch und Fleisch zu essen. Das kann gar nicht gehen…