Heute ist der Höhepunkt unser Manaslu Umrundung. Wie gehen über den Larkya-Pass auf 5106 Meter. Die Etappe selbst ist mit 15 Kilometern eine der langen. Es bleiben aber nur noch 570 Höhenmeter bis zur Passhöhe . Die Höhe über 4000 macht aber auch das zur Herausforderung.
Uns wurde erklärt, dass man am besten um acht Uhr morgens über den Pass sein sollte. Also war aufstehen um drei Uhr morgens und Abmarsch um vier Uhr abgesagt. Es gab in unseren Schlafkabinen kein Licht. Also mussten die morgendlichen Routinen von 4 Personen mit Stirnlampe stattfinden. Den Abmarschtermin haben wir trotzdem eingehalten. Pünktlich um vier Uhr sah man eine Lichterkette sich den Gang hinauf bewegen. Mit uns waren bestimmt noch 50 weitere Trekker auf dem Weg zum Pass. Franzosen und vor allem Briten waren stark vertreten. Die Franzosen bestellten sich morgens um halb Vier noch ein Omelette.
Es war knackig kalt, etwa zehn Grad unter Null. Der Himmel war sternenklar. Durch die große Höhe, auf der wir uns befanden, waren die Einflüsse der Atmosphäre gemildert. So viele Sterne umrahmt von einem Gipfelpanorama aus weißen Riesen! Leider fehlt die Gelegenheit, sich dieses Schauspiel länger anzusehen. Wir hatten damit zu tun, im Licht unser Stirnlampe unmittelbar am Gletscherrand nach oben zu stapfen und den Kontakt zum Vordermann nicht zu verlieren. Alles lief noch wie am Schnürchen. Wir hatten keine Ahnung welches tragisches Ereignis uns erwartet.
Ab 4400 Meter waren wir dann im Schnee unterwegs. Alles war weiß um uns: die riesigen Sieben- und Achttausender und der Schnee im Hochtal vor dem Pass. Etwa einen Kilometer vor dem Pass, brach plötzlich eine unser Freundinnen zusammen. Sie lief blau an konnte nicht mehr atmen. Alles sprach für die lebensgefährliche schwere Form der Höhenkrankheit. Sie musste sofort in niedrigere Höhenlagen. Eine Hubschrauber konnten wir nicht rufen, das Sattelitentelefon stellte keine Verbindung her. Also trugen unsere Sherpas und Träger sie noch über den Pass und auf der Gegenseite wieder herunter. Der Weg zurück war zu lang um wieder Höhe abzubauen. Die andere Passseite war in tausend Metern und 170 Höhenmetern zu erreichen und der Abstieg danach viel steiler. Wir gingen das Risiko ein, um in kürzester Zeit soviel wie möglich Höhe zu verlieren. Der Abstieg wäre für jeden gut ausgerüsteten Mitteleuropäer eine Herausforderung. Die Nepalesen bewältigen das in Sportschuhen und Jogginghosen. Inzwischen hatten uns ein anderer Guide und ein britischer Trekker Sauerstoff in Spraydosen zur Verfügung. Ohne diese Hilfsbereitschaft wäre unsere Freundin dort oben verstorben. Das die Nepalesen ganz besondere Menschen sind, haben unsere Träger eindrucksvoll bewiesen. Sie sofort mit allem Einsatz da, wenn man sie braucht. Sie haben, vor allem als sie unsere Freundin den steilen Abgang hinter dem Pass auf dem Rücken hinunter getragen haben, viel riskiert. Jeder Form des Dankes begegnen sie mit sympathischer Bescheidenheit.
Wir hatten dann noch drei Stunden Abstieg in die Lodge für heute Abend zu bewältigen. Eigenartigerweise kann bergab laufen auch anstrengend sein. Aber mit dem tragischen Ereignis im Rücken ist jeder Anstrengung banal.
Unsere Lodge in Bimthang war wieder eine der besseren die wir in Nepal gesehen gaben. Im Diningroom ist der einzige Ofen. Wir haben uns gemeinsam mit unseren nepalesischen Freunden um den Ofen gesetzt und den aufregenden Tag Revue passieren lassen. Alle waren erleichtert. Unsere höhenkranke Freundin konnte die Tour mit uns zu Ende bringen

Sonnenaufgang kurz vor dem Pass

Das einzige Foto vom Pass. Wir hatten andere Sorgen. An Feiern war nicht zu denken

Der Abstieg, als er noch harmlos war